„Zu einem Jüngling, der sich für den Bildner ein schönes Aussehen zu geben suchte, ließ er sich so aus: »Sage mir, wessen würde sich wohl das Erz (einer Statue) rühmen, wenn ihm zu reden vergönnt wäre?« - »Seiner Schönheit,« lautete die Antwort. - »Schämst du dich also nicht,« erwiderte er, »deine Freude an nichts anderem zu haben, als woran ein seelenloses Bild sie hat?«“
Diogenes Laertius über Antisthenes
Antisthenes (ca. 445 – ca.365 v.Chr.) ist einer der bekanntesten Philosophen überhaupt. Durch das Wissen, welches er als Schüler von Sokrates (469 v.Chr. – 399 v.Chr.) erlangte, gründete er die Lehre des Kynismus, wonach Glück der Unabhängigkeit entspringt. Noch heute prägen uns seine Denkweisen und Ansichten.
„Zu einem Jüngling, der sich für den Bildner ein schönes Aussehen zu geben suchte, ließ er sich so aus: »Sage mir, wessen würde sich wohl das Erz (einer Statue) rühmen, wenn ihm zu reden vergönnt wäre?« - »Seiner Schönheit,« lautete die Antwort. - »Schämst du dich also nicht,« erwiderte er, »deine Freude an nichts anderem zu haben, als woran ein seelenloses Bild sie hat?«“
Der Charakter macht einen Menschen aus, ohne diesen ist er nur eine Sache. Sich allein durch sein Äußeren darzubieten ist ein Frevel!
Antisthenes hat mit dieser Auffassung bis heute recht. Die Schönheit allein hat keinen wahren Wert. Sich selbst nur über das äußere Erscheinungsbild präsentieren zu wollen, sollte einem selbst nahezu peinlich sein. Es ist rühmlicher sich nachhaltig in die Gesellschaft einzubringen, etwas zu schaffen, an das andere sich ohne auch Vorhandensein einer Statue erinnern. Durch solche Taten rühmen sich Statuen, da einem jeden dessen gute Taten bekannt sein werden. Jene Statuen beherbergen eine Seele, die nonverbal Bände spricht.
Würde jeder Mensch seine volle Aufmerksamkeit seinem Charakter – seiner Ehrlichkeit widmen, würde jeder Mensch nach dem Motto „behandle andere stets so, wie auch du selbst behandelt werden möchtest“, würde jeder Mensch immer aufrichtig sein, so würden wir uns gegenseitig das höchste Gut bescheren, wir alle wären reich an Zufriedenheit.
Der Mensch, der sich nur über sein Äußeren darbietet, ist wie ein Buch mit einem liebreizenden, makellosen Einband. Was verrät uns diese Hülle jedoch über dessen Inhalt? Trägt dieses Buch unersetzbares Wissen in sich? Das Äußere gibt keinerlei Auskunft, wie wertvoll dessen Inneres ist!
Diktatoren wie Kim Jong-Un (*1982) sowie dessen Vorgänger und Vater Kim Jong-Il (1941 - 2011) sind menschenrechtsverletztende Persönlichkeiten, die sich in Bildern und Statuen, wie bspw. im Großmonument Mansudae oder durch die Monumentstatue in Kaesŏng und in vielen weiteren Teilen des Landes darstellen lassen und ließen. Diese Menschen sind keineswegs attraktive Menschen, sie sind innerlich verdorben.
Wie auch William Shakespear (von 1564 bis 1616) zu sagen pflegte: „Kein Vermächtnis ist so wertvoll wie die Ehrlichkeit.“ Diese beiden Persönlichkeiten lebten in unterschiedlichen Epochen, dennoch bestätigt Shakespear damit die Aussage Antisthenes.
Charakter und Taten eines Menschen sind begehrenswerter, als es eine äußere Erscheinung je auszudrücken vermag.