Übungsszenario: Anlage zur Gewinnung von Bioenergie
A. Situation
Auf dem Gelände einer Brauerei soll eine Anlage errichtet werden, die zur Verarbeitung von biologischen Reststoffen (Abfälle aus der Brauerei, insbesondere Reste von Getreide) dienen soll. Die Brauerei stellt ihr Grundstück zur Verfügung, möchte sonst aber keine Risiken beim Betrieb der Anlage haben. Als Interessenten für die Investition und für den Betrieb der Anlage haben sich ein Energieversorger (seine Vertreter in der Rolle 1) und ein Landwirt (Rolle 2) gemeldet. Die Anlage hat in Zusammenarbeit mit der Brauerei (Vertreter der Brauerei = Rolle 3) ein Erfinder entwickelt und erfolgreich erprobt (der Erfinder nimmt in der Rolle 4 teil).
Der Energieversorger hat mit der Brauerei einen Vertrag geschlossen, kraft dessen für 4 Monate exklusiv Verhandlungen geführt werden sollen. Obwohl diese 4 Monate noch nicht abgelaufen sind, hat die Brauerei nun Verhandlungen mit dem Landwirt begonnen und mit ihm bereits einen Vorvertrag zur Übernahme der Investition durch den Landwirt unterzeichnet. Dies begründet die Brauerei damit, dass der Energieversorger die letzten Verhandlungen mit der Aussage beendet hat, dass ein Konsens nicht mehr möglich sei.
Nun beschuldigt der Energieversorger die Brauerei des Vertragsbruchs und will sie verklagen, falls der Vertrag mit dem Landwirt zustande kommt. Der Landwirt beruft sich gegenüber der Brauerei und dem Energieunternehmen auf die unterzeichneten Vorverträge und mündliche Vereinbarungen mit der Brauerei.
Vor diesem Hintergrund kommt es zu einem Treffen in folgender Besetzung:
- Vertreter des Energieversorgers (Jurist) - Rolle 1
- Landwirt - Rolle 2
- Vertreter der Brauerei, Manager - Rolle 3
- Experte, der die Anlage konzipiert hat - Rolle 4.
B. Rolle 1 - juristischer Vertreter des Energieversorgers
Der Einstieg in Bioenergie ist für uns enorm wichtig. Die Verträge zur Exklusiver Verhandlung sollten sicherstellen, dass das Projekt bei uns realisiert wird. Wird dies nicht möglich werden, droht uns großer Schaden.
Wir wollen um jeden Preis das Projekt an uns ziehen. Wir sind bereit, auch hohen Preis für die Investitionsmöglichkeit zu zahlen, sofern wir Garantien erhalten, dass das Projekt funktioniert und die Brauerei uns Lieferungen der eingesetzten Stoffe zusichert. Entscheidend ist, dass sich die Brauerei an die Verträge hält. Tut sie es nicht, nehmen wir sie mit Klagen und einstweiligen Verfügungen in die Zange. Den Bauern auch!
Kurz: wir brauchen das Projekt zwingend als Einstieg in die Bio-Ära.
C. Rolle 2 - der Landwirt
Die Anlage ist ein interessantes Projekt. Ich bin halt neugierig, ob sie funktioniert. Natürlich scheint das Konzept einen hohen Gewinn einzubringen - auch wenn ich vor dem Betrieb der Anlage selbst und dem ganzen Energie-Strang wenig Ahnung habe. Aber ich habe dafür bereits Experten eingekauft und sie werden mir helfen.
Was für mich allerdings das Spannendste und Wichtigste ist: ich muss an diesen Dünger ran! Es ist rein biologisch, funktioniert hervorragend (ich habe ihn bereits aus der Testanlage bekommen). So könnte ich eine tolle Bio-Produktion eröffnen, und das ist ja der Trend. Ökologische Lebensmittel sind für mich das Produkt der Zukunft in meinem Betrieb. Geld spielt für mich keine Rolle.
Also: ich muss die Anlage unbedingt haben, weil ich ohne den Dünger aus ihr keine Zukunft habe! Und den Gewinn aus der Biogas- und Stromproduktion sowie aus dem Bioethanol will ich auch gern mitnehmen.
D. Rolle 3 - Manager der Brauerei
Der Energieversorger verhält sich widersprüchlich. Ich verstehe nicht - erst wollen sie nicht mehr reden, dann wollen sie plötzlich um jeden Preis das Projekt haben.
Ich kann nun aus dem Vertrag mit dem Landwirt nicht ganz raus und der Versorger beruft sich auf den alten Exklusiv-Vertrag. Ich muss einen von ihnen überzeugen, dass er aussteigen sollte.
E. Rolle 4 - der Erfinder
Die Anlage funktioniert wie folgt:
- der Abfall aus der Brauerei wird mit Hilfe von Bakterienkulturen in speziellen Behältern behandelt;
- aus der Bearbeitung (insb. Fermentation) wird Bio-Ethanol gewonnen;
- dabei wird Biogas freigesetzt (Methan), das leicht abgefangen werden kann und in dem Blockheizkraftwerk verbrannt werden kann; eine kleine Turbine erzeugt vor Ort Strom;
- die fermentierten Abfälle werden aus dem Prozess entnommen und können als hochwertiger Dünger verwendet werden.
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