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Dies ist eine alte Version von SuedkoreaEtikette erstellt von ClaudiaMichel am 2016-05-12 08:42:56.
Etikette
A. Alltags-Etikette
Vor allem in einem für uns so fremden Land wie Südkorea ist die Wahrscheinlichkeit in ein Fettnäpfchen zu treten sehr hoch. Damit Ihnen das nicht passieren kann, finden Sie im Folgenden einige Etikette-Regeln, die auf uns teils sehr befremdlich wirken. Diese Regeln sind vor allem für den privaten Bereich in Südkorea gedacht. Manche Regelungen können aber auch in das Geschäftsleben übernommen werden.
1. Begrüßung
In Südkorea wird wie in vielen asiatischen Ländern Körperkontakt gerne vermieden. Aus diesem Grund verbeugt man sich bei der Begrüßung. Während des Verbeugens bleiben die Arme seitlich am Körper. Je tiefer die Verbeugung ist, desto höher ist der Respekt vor der anderen Person. Übertreiben Sie es jedoch nicht, indem Sie akrobatische Kunststücke versuchen. Eine normale Verbeugung reicht. Manchmal (vor allem im geschäftlichen Bereich) wird jedoch auch ein Händeschütteln akzeptiert. Warten Sie am besten ab, was Ihr Gegenüber macht: Verbeugt er/sie sich, verbeugen auch Sie sich. Streckt er/sie Ihnen die Hand entgegen, schütteln Sie sie. Hier müssen Sie auf einen festen Händedruck achten. Sie können auch als Zeichen der Wertschätzung des Gegenübers während des Händeschüttelns dessen rechtes Handgelenk mit Ihrer linken Hand umschließen.
Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist die Behandlung der Frau. In Deutschland wird zuerst die Frau begrüßt, dann der Mann. In Südkorea jedoch wird die Frau nicht über den Mann gestellt. Hier wird zuerst der Ältere bzw. Ranghöhere begrüßt. Achten Sie vor allem bei Geschäftspartnern auf diese Reihenfolge bei der Begrüßung!
2. Name
Reden Sie in Südkorea Personen immer mit dem vollen Namen, also Nachname und Vorname, an. Es gilt als unhöflich, jemanden lediglich mit dem Vornamen anzureden. Diese Etikette geht soweit, dass sich Geschäftsleute sogar mit Nachname, Vorname und Titel anreden. Die Reihenfolge Nachname – Vorname muss eingehalten werden. Umgekehrt wäre es unhöflich. Damit Sie nicht in ein Fettnäpfchen treten, hier ein paar Informationen zu der Namensgebung in Südkorea:
In der Regel besteht der Name in Südkorea aus 3 Silben (1. Silbe: Nachname; 2. Silbe: Vorname; 3. Silbe: Vorname). Die Anzahl der verschiedenen Nachnamen ist in Südkorea sehr begrenzt. Es gibt weniger als 300 verschiedene Familiennamen und folgende Nachnamen sind besonders beliebt / verbreitet:
● Choi
● Park
● Kim
● Lee
Die Vornamen der Südkoreaner haben stets eine Bedeutung wie z.B. Mut, Ehre, Intelligenz etc.
Einen Namen falsch auszusprechen ist sehr unhöflich, da die richtige Aussprache den Nicht-Koreanern jedoch grundsätzlich schwer fällt, sehen viele Südkoreaner darüber hinweg. Dennoch sollten Sie sich Mühe geben oder, falls Sie keine Ahnung haben wie man es ausspricht, einfach nachfragen. Hat Ihnen die Person verraten, wie man ihren Namen ausspricht, dürfen Sie auf keinen Fall den Fehler machen, den Namen daraufhin erneut falsch auszusprechen. Das kann bei manchen Südkoreanern sogar dazu führen, dass Sie dessen Wohlwollen verloren haben.
3. Essen
„Es wird das gegessen, was auf den Tisch kommt!“ Das ist nicht nur in Deutschland so. Auch in Südkorea gilt es als sehr unhöflich, wenn Sie nicht das essen, was aufgetischt wird. Sie müssen zumindest etwas davon probieren. Und wer weiß, vielleicht schmeckt es Ihnen ja doch!
Lautes Schmatzen und Essgeräusche gelten hierzulande als unerzogen und unhöflich. Nicht so in Südkorea. Schmatzen bedeutet, dass es schmeckt. Wundern Sie sich also nicht, wenn Südkoreaner beim Essen Geräusche von sich geben (manchmal werden sogar Reste auf den Tisch gespuckt). Es wird jedoch nicht von Ihnen erwartet, dass auch Sie schmatzen. Jedoch können Sie es probieren, es ist sehr amüsant die gewohnten Tischmanieren abzulegen und einfach zu essen, ohne darauf achten zu müssen z.B. mit geschlossenen Mund zu essen.
Ein absolutes No-Go ist jedoch das Naseputzen am Tisch. Dies ist sehr unhöflich. Stehen Sie auf, verlassen den Tisch, entfernen Sie sich ein paar Schritte vom Tisch und dann können Sie sich die Nase putzen.
In manchen Restaurants und Häusern ist es üblich, dass in erhöhten Wohnbereichen auf dem Boden gegessen wird. Hier sollten Sie beachten, dass Sie zuerst die Schuhe ausziehen, bevor Sie diesen Bereich betreten.
Während des Essens am Tisch ist es nicht üblich sich zu unterhalten. Erst wenn jeder fertig gegessen hat steht man vom Tisch auf und unterhält sich an einem anderen Ort, z.B. an der Bar.
4. Trinken
Es fängt bereits beim Einschenken an: Schenken Sie sich niemals selbst etwas ein, wenn Sie mit Personen am Tisch sitzen, dies gilt als egoistisch und sehr unhöflich. In Südkorea ist es üblich, dass jeder einem anderen etwas einschenkt. Achten Sie darauf, dass Sie die rechte Hand beim Einschenken benutzen! Wenn Sie einer älteren oder ranghöheren Person etwas einschenken wollen, oder einfach besonders höflich sein wollen, dann benutzen Sie beide Hände beim Einschenken.
Des Weiteren gilt es als unhöflich, weniger zu trinken als die anderen Personen am Tisch. Das führt, besonders in Bars wenn Alkohol getrunken wird, häufig zu Problemen. Denn selbst wenn Sie sich bereits betrunken fühlen und nichts mehr trinken wollen, müssen Sie der Höflichkeit halber weitertrinken. Wenn Sie z.B. üblicherweise auf Alkohol verzichten und auch hier keinen Alkohol trinken wollen, sollten Sie das auf jeden Fall gut begründen. Sie können z.B. sagen, dass Sie Medikamente nehmen, die sich nicht mit Alkohol vertragen. Dann wird es Ihnen niemand in Südkorea übel nehmen, wenn Sie nicht mittrinken. Jedoch sollten Sie dann zumindest irgendetwas Alkoholfreies trinken!
Ebenfalls wichtig: Anders als in Deutschland sieht man sich in Südkorea beim Zuprosten nicht gegenseitig in die Augen. „Prost“ bedeutet übrigens „Geon-bae!“.
5. Das Wort „Nein“
In Südkorea sollten Sie das Wort „Nein“ (auf Koreanisch: „a-ni-yo“) vermeiden, da es in Südkorea als sehr unhöflich gilt, eine Bitte abzuschlagen bzw. das Wort Nein zu benutzen. Schlagen Sie jemandem eine Bitte aus, so verlieren Sie Ihr Gesicht. Deshalb sollten Sie auch vorsichtig sein, wenn Sie einen Südkoreaner um etwas bitten. Denn wenn Sie ihm um etwas bitten, das er nicht erfüllen kann, gelten Sie ebenfalls als unhöflich. Den Südkoreanern ist Ansehen sehr wichtig und sie wollen auf keinen Fall ihr Gesicht verlieren. Daher sagen sie lieber zu, als einen Wunsch abzuschlagen.
Beispiel: Sie fragen einen Südkoreaner, ob er Ihnen am Freitag um 10:00 Uhr bei einer Aufgabe helfen kann. Da er sein Gesicht nicht verlieren möchte, sagt er zu, obwohl er in Wirklichkeit keine Zeit hat. Daher kommt er am Freitag um 10:00 Uhr einfach nicht. Das ist zwar unhöflich, aber immer noch besser, als das Gesicht zu verlieren.
Deshalb müssen Sie immer darauf achten, wie Sie Wünsche und Bitten formulieren. Wenn Sie sich z.B. mit jemandem treffen wollen, dann fragen Sie nicht, ob er am Freitag um 10:00 Uhr Zeit hat, sondern wann es ihm am besten passen würde / wann er Zeit hat. Auch Sie sollten demnach versuchen, niemals eine Bitte oder einen Wunsch abzuschlagen. Falls es nicht anders machbar ist, begründen Sie zumindest Ihre Ablehnung gut, um die Unhöflichkeit etwas zu entschärfen.
6. Die linke Hand
Eine weitere Geste, die als sehr unhöflich gilt, ist das Benutzen der linken Hand. Auch wenn Sie Linkshänder sind, verwenden Sie stets die rechte Hand.
Ausnahmen: Beim Einschenken können Sie beide Hände gleichzeitig benutzen. Auch beim Entgegennehmen von Geschenken können Sie beide Hände gleichzeitig verwenden. Bei der Begrüßung einer älteren oder ranghöheren Person können Sie beim Händeschütteln mit der linken Hand dessen rechtes Handgelenk umfassen. In allen anderen Fällen sollten Sie auf die Benutzung der linken Hand verzichten.
7. Ältere Mitmenschen
Ältere Menschen in Südkorea genießen hohes Ansehen, Respekt und müssen immer gut behandelt werden. Es ist völlig normal und ein absolutes Muss, einer älteren Person im Bus oder in der Bahn einen Sitzplatz anzubieten, ihnen Hilfe anzubieten und stets mit ihnen respektvoll und höflich mit ihnen umzugehen.
Ähnlich ist es mit dem Vater. Der Vater ist in Südkorea das Familienoberhaupt und genießt vor allem innerhalb der Familie sehr hohes Ansehen und Respekt. Daher kümmern sich die Kinder und die Ehefrau jederzeit darum, dass es dem Vater gut geht.
8. Trinkgeld
In Südkorea ist es nicht üblich, Trinkgeld zu geben. In manchen Bereichen (z.B. in Restaurants) ist es zwar üblich, das Trinkgeld ist jedoch mit einem bestimmten Prozentsatz bereits auf der Rechnung, die Sie erhalten, enthalten. Ein zusätzliches Trinkgeld ist nicht notwendig. Sie können jedoch bei sehr guter Leistung trotzdem ein Trinkgeld geben. Dabei müssen Sie jedoch beachten, dass manche Südkoreaner diese Geste als Almosen verstehen und dies somit als unhöflich empfinden!
9. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit
Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit auszutauschen, also sich zu küssen oder händchenzuhalten, war in Südkorea sehr verpönt. Mittlerweile hat sich diese Denkweise etwas gelockert. Auch wenn Sie südkoreanische Pärchen sehen werden, die Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit austauschen, sollten Sie sich dennoch zurückhalten, da ein Teil der Bevölkerung (vor allem die ältere Bevölkerung) dies immer noch als ein Tabu ansieht.
10. Gefühle
In Südkorea werden Gefühle nicht so offen gezeigt wie z.B. in Deutschland. Freut sich ein Südkoreaner, so wird er nicht laut loslachen, sondern eher lächeln. Ist er traurig, so wird er nicht weinen, sondern dennoch ein freundliches Gesicht machen. Gefühle werden, wenn überhaupt, zu Hause gezeigt. Dies sollten Sie berücksichtigen und z.B. nicht laut loslachen, denn das könnten Menschen in Südkorea beschämend finden. Dieses Nicht-Zeigen von Gefühlen macht es vor allem uns Europäern, die nicht damit aufwachsen, sehr schwer herauszufinden, wie sich das Gegenüber gerade fühlt. Auch über die Frage „Wie geht es dir?“ werden Sie die wirklichen Gefühle nicht herausfinden, da Sie immer die Antwort „Gut“ erhalten werden, denn auf diese Frage z.B. die Antwort „Schlecht“ zu geben, gilt als unhöflich.
11. Kommunikation
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie jemand, den Sie noch nicht kennen, beim ersten Gespräch bereits nach persönlichen Daten wie Alter, Verdienst, Familienverhältnis oder Religion fragt, dies kann in Südkorea durchaus passieren und gilt nicht als unhöflich. Im Gegenteil: es zeigt besonderes Interesse an Ihrer Person. Diese Fragen sollen dazu dienen, Ihren Status herauszufinden, um Ihnen demnach gemäß Ihren Rang Respekt gegenüber zu bringen. Dennoch gehen die Gesprächsthemen eher in Richtung Smalltalk (Hobbies, Sport, Kultur, Musik etc.). Vermeiden Sie jedoch Tabu-Themen wie Politik und die japanische Kolonialherrschaft. Auch sollte nicht über die Beziehung Südkorea – Nordkorea gesprochen werden. Gehen Sie bei persönlichen Fragen auch nicht zu sehr ins Detail.
12. Heranwinken
Wenn wir in Deutschland jemanden heranwinken wollen, dann tun wir das entweder mit erhobenen Zeigefinger oder mit winkender Bewegung der ganzen Hand (während die Finger nach oben zeigen). Dies ist in Südkorea verpönt, vor allem das Heranwinken mit erhobenen Zeigefinger stellt in Südkorea eine Beleidigung dar (weil diese Geste nur zum Heranwinken von Tieren verwendet wird). Wollen Sie jemanden heranwinken, dann tun Sie das mit einer leicht winkenden Bewegung der Hand, jedoch müssen die Finger nach unten zeigen.
13. Geschenke
In Südkorea kommt es immer gut an, dem Gastgeber oder auch Geschäftspartner Geschenke zu überreichen. Selbst kleine Geschenke zeigen die große Wertschätzung des Gegenübers. Verpacken Sie das Geschenk, jedoch sollte Sie die Farben Schwarz, Dunkelgrün, Blau und Weiß vermeiden, da diese Farben Unglück bringen und einige Südkoreaner abergläubisch sind. Verwenden Sie lieber Farben wie Orange, Rot oder Gelb, denn diese Farben sollen Glück bringen. Sollte jemand ein Geschenk für Sie haben, sollten Sie es auf keinen Fall gleich vor dessen Augen öffnen, dies gilt als unhöflich, denn sollte Ihnen der Inhalt nicht gefallen, würde der Schenker sein Gesicht verlieren.
Tipp: In Südkorea ist es durchaus üblich, dass sich Geschäftspartner gegenseitig Geschenke mitbringen. Bringen Sie also am besten ein Geschenk aus Ihrer Heimat mit, wenn Sie sich mit südkoreanischen Geschäftsleuten treffen. Das bricht das Eis und lockert die Atmosphäre! Sie müssen für das Geschenk kein Vermögen ausgeben, es zählt lediglich, dass Sie ein Geschenk mitbringen. Achten Sie unbedingt auf die rechtlichen Vorschriften des südkoreanischen Zolls und auf die Compliance Regelungen Ihres Unternehmens!
14. Bus / Bahn
Auch im Bus und in der Bahn erwartet Sie eine für uns Deutsche seltsame Etikette-Regel. Die sitzenden Fahrgäste nehmen das Gepäck der stehenden Fahrgäste auf ihren Schoß (sozusagen als Ausgleich). Wundern Sie sich also nicht, wenn ein Südkoreaner seinen Koffer oder seine Tasche auf Ihrem Schoß deponiert.
© Christoph Bieramperl (2016)