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Auslandssemester (4. Semester) in Granada, Universidad de Granada


Erfahrungsbericht von Anna Borngräber



1. Bevor Deutschland verlassen wird

Bevor Deutschland verlassen wird, stellt sich die Frage, was mit den laufenden Verträgen geschieht. Die meisten Verträge habe ich einfach weiterlaufen lassen, da ich diese entweder kurzfristig sowieso nicht kündigen konnte, oder ich sie nach meinem Auslandsaufenthalt noch gebraucht habe. So habe ich meinen Mietvertrag von der Wohnung beibehalten, da ich einerseits nach meinem Auslandssemester wieder dort eingezogen bin und andererseits mein Bruder noch in der Wohnung gewohnt hat, da wir uns in Schmalkalden während des Studiums eine Wohnung zu dritt (mit meinem Freund) teilen. Den Vertrag für das Internet in unserer Wohnung haben wir ebenfalls weiterlaufen lassen. Da ich mein Auto während meiner Zeit in Spanien nicht benutzen konnte habe ich dieses einfach abgemeldet und nach meiner Rückkehr wieder angemeldet, dauert nicht lange und ist auch kein besonders großer Aufwand. Zuletzt noch mein Handyvertrag. Da dieser bis kurz vor Ende meine Auslandsaufenthaltes gelaufen wäre und sich dann automatisch verlängert hätte, habe ich ihn vorher gekündigt und direkt einen neuen Vertrag abgeschlossen, da ich den alten nicht behalten wollte. In Spanien habe ich mir jedoch eine Prepaid- Karte gekauft, da ich somit im Spanischen Netz günstiger telefonieren /SMS schreiben konnte und mir Internet zur Verfügung stand. Meiner Familie und meinen Freunden musste ich meine neue spanische Nummer nicht geben, da diese mich trotzdem unter der eingespeicherten Nummer erreichen konnten (sowohl über Whatsapp als auch zum telefonieren). Die Karte habe ich einfach in einem Orange Laden gekauft, davon gibt es in Granada einige. Aufladen konnte man die Karte in einem Orange Laden, in Supermärkten, Bankautomaten oder anderen Handyläden.

Den Flug habe ich bei Lufthansa gebucht, da man für das Gepäck nicht zusätzlich zahlen muss und wenigstens der Rückflug ein Direktflug war. Da der Flughafen von Granada relativ klein ist, gestaltet es sich etwas schwierig diesen direkt von Deutschland aus zu erreichen. Also ging der Hinflug über Zürich mit einer Stunde Aufenthalt weiter nach Malaga. Von da aus konnte man mit dem Busunternehmen ALSA weiter nach Granada fahren. Eine Auslandsversicherung habe ich vorher nicht abgeschlossen, da ich es nicht für notwendig gehalten habe.

2. Die Universität in Ausland und ihre Lehr- & Betreuungsangebote

Um sich an der Gastuniversität besser orientieren zu können, gibt es das sogenannte „Buddy program“. Man bekommt einen Buddy zugeteilt, welcher Student der Gastuniversität ist und einem bei Fragen zur Seite steht. Mein Buddy hat mich bereits vor meinen Flug nach Spanien kontaktiert, damit erste Unklarheiten geklärt werden können. Vorort haben wir uns 1-2 Wochen nach meiner Ankunft auf einen Kaffee getroffen, damit ich ein paar Fragen stellen konnte und er mir ein bisschen über Granada erzählt. Generell hat sich mein Buddy regelmäßig bei mir gemeldet um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung ist oder ob es Fragen gibt.

Den Empfang durch die Universität habe ich leider nicht mitbekommen, da ich aufgrund der zu schreibenden Prüfungen erst zwei Wochen nach der Willkommenzeremonie nach Spanien gekommen bin. Zudem war die Wohnung nicht zur vereinbarten Zeit frei, sondern erst eine Woche später. Deshalb habe ich in dieser Zeit bei einer alten Bekannten meiner Mutter übernachtet, welche etwas außerhalb von Granada wohnt.

Grundsätzlich konnte ich mich bei Fragen an meinen Buddy, oder das International Office der Universität Granada wenden. Sowohl mein Buddy, als auch die Angestellten im International Office waren stets sehr bemüht mir zu helfen. Im International Office haben zwei Personen gearbeitet, wovon eine fließend französisch und die andere englisch sprechen konnte. Zudem konnte man sich bei wichtigen Angelegenheiten auch an den Koordinator für Auslandsaufenthalte wenden. Dieser sprach ebenfalls englisch.

Die Kurse, welche man belegen wollte, musste man sich vorher aussuchen und an die Universität Granada schicken. Dazu hat man eine E-Mail mit einem Link zum Kurskatalog erhalten. Vorort wurden die Kurse dann jedoch nochmals gewählt, da man nicht ganz alle Kurse belegen konnte und zudem noch die Gruppen wählen musste, welche man besuchen will. Die meisten Kurse wurden in Spanisch angeboten, ein paar aber auch in Englisch.

Vorwiegend waren in den Vorlesungen natürlich Spanier vertreten. Da es in Granada jedoch sehr viele Erasmusstudenten gibt, hat man in den Vorlesungen auch ein paar angetroffen.

Der Schwierigkeitsgrad gestaltete sich insofern etwas höher, da mein Spanisch nicht sehr ausgereift war und ich dementsprechend nicht so viel in den Vorlesungen verstanden habe. Zudem habe ich die ersten zwei Wochen der Vorlesungen gepasst, weswegen die anderen Studenten im Thema schon weiter waren. Die englischen Vorlesungen waren jedoch vom Thema her relativ gut zu verstehen.

Den Stundenplan hat man sich komplett selbst zusammen gestellt, da es für jede Komponente zwischen 4 und 7 verschiedene Gruppen gab, welche alle zu verschieden Zeiten stattgefunden haben. Somit konnte man sich seine Stunde so legen, wie es einem am besten gepasst hat.

Von Freizeit- und Reiseangeboten durch die Universität habe ich nicht sonderlich viel mitbekommen, jedoch wurde durch ein Erasmusbüro, welches in Granada anzutreffen war, viel angeboten. So wurden generell viele Veranstaltungen (mehrere die Woche) angeboten und immer wieder Reisen, wie beispielsweise nach Sevilla, Portugal, Ibiza,etc. Diese Reiseangebote waren meistens sehr günstig, jedoch gab es auch oft eine begrenzte Teilnehmeranzahl. Zudem konnte man sich im Erasmusbüro gegen eine Gebühr von fünf Euro eine Erasmuskarte holen, mit welcher man beispielsweise auf Veranstaltungen Ermäßigungen bekommen hat.

Es gab sowohl in der Fakultät eine kleine Cafeteria, als auch eine separate Mensa, welche etwas von der Fakultät entfernt war. Da meine Wohnung jedoch drei Minuten von der Fakultät entfernt war, bin ich immer nach hause zum essen gegangen. Jedoch habe ich gehört, dass die Mensa gutes Essen für einen wirklich günstigen Preis anbieten soll. Natürlich nur, wenn man einen Studentenausweis der Universität Granada hat. Diesen kann man aber einfach im Sekretariat oder über die Homepage der Universität kostenlos beantragen.

Bei Fragen bezüglich der Universität habe ich mich in der Regel immer an meinen Buddy oder das International Office gewendet.

3. Unterkunft

Da (wie bereits erläutert) die Wohnung erst eine Woche nach der Ankunft frei war, habe ich die erste Woche bei einer Bekannten in einem Ort namens Ogijares, in der Nähe von Granada, verbracht. Da ihre Kinder ebenfalls in Granada studieren, konnte sie mir in vielen Angelegenheiten weiterhelfen. Meine Wohnung lag ziemlich genau im Zentrum Granadas, nicht weit von der Fakultät entfernt. Die Miete belief sich pro Monat auf 450 Euro. Da ich das Auslandssemester jedoch mit meinem Freund zusammen gemacht habe, musste jeder nur 225 Euro pro Monat zahlen. Dazu kamen jedoch noch die Nebenkosten.

Die Wohnung haben wir mit Hilfe von unserer Bekannten gefunden. Sie hatte uns im Voraus eine Internetseite mit Wohnungen geschickt, auf welcher wir uns zwei rausgesucht haben. Diese hat sie für uns besichtigt und einen vorläufigen Mietvertrag geschlossen. Die Wohnung war relativ modern und komplett möbliert. Da die Vermittlung der Wohnung über ein Maklerbüro lief, mussten wir eine Monatsmiete Kaution hinterlegen.

Unsere Unterkunft lag ungefähr 40 Minuten (zu Fuß) von dem Busbahnhof entfernt. Von da aus ist man mit dem Bus circa 1,5 – 2 Stunden bis zum Flughafen in Malaga gefahren. Eine Busfahrt kostet um die 17 Euro. Den Bahnhof in Granada kann man jedoch auch mit dem Bus erreichen. Dafür zahlt man schätzungsweise nicht mehr als zwei oder drei Euro.

Wie bereits erwähnt, war unsere Wohnung nur drei Minuten von der Fakultät entfernt, was eines der wichtigsten Kriterien war. Zudem sollte die Wohnung nicht zu teuer sein und möbliert, da es sich nicht lohnt, für 5 Monate Auslandsaufenthalt Möbel zu kaufen.

4. Weitere Fakten über das Leben im Ausland

Durch den Studentenausweis konnte man manchmal (wie auch in Deutschland) Vergünstigungen bekommen. Dabei war es egal, ob man einen spanischen oder deutschen Studentenausweis hatte. Wir haben beispielsweise Vergünstigungen beim Bowling und auch beim Friseur bekommen. Außerdem konnte man manchmal durch die Erasmuskarte Vergünstigungen bekommen. Diese aber meist nur auf Veranstaltungen, welche von Erasmus organisiert wurden, oder mit Erasmus kooperieren.

Wieviel ich pro Monat als Lebensunterhalt ausgegeben wurde, gestaltet sich etwas schwieriger zu berechnen, da wir zu zweit gewohnt haben, deswegen kann ich dies leider nur sehr grob angeben. Ich habe pro Monat 225 Euro Miete gezahlt. Dazu würde ich ungefähr 70 Euro Nebenkosten berechnen (die wurden nicht jeden Monat, sondern erst beim Auszug berechnet). Außerdem ungefähr 80-100 Euro für Lebensmittel. Das wären dann zusammen um die 375 bis 400 Euro.

Generell wurde ich in Granada nicht mit so vielen Problemen konfrontiert. Jedoch hatten wir auch die Hilfe von unserer Bekannten, welche uns oftmals geholfen hat. So hat sie uns bei allen Angelegenheiten mit dem Makler geholfen, da weder er noch seine Kollegin Englisch sprechen konnten. Generell gibt es dort sehr wenige Leute, die wirklich Englisch sprechen können. Jedoch lernt man mit der Zeit sich auch so zu verständigen. Ein Problem war jedoch das Geld, da ich zwar sowohl durch meine Eltern, als auch durch Erasmus Unterstützung bekommen habe, aber dieses trotzdem oftmals sehr knapp war. Mir standen im Monat durch Erasmus (nachdem ich die erste Rate bekommen habe) 140 Euro pro Monat zur Verfügung, was noch nicht einmal die Hälfte des Lebensunterhaltes deckt. Und zum Lebensunterhalt habe ich nur Miete, Nebenkosten und Lebensmittel abgezogen. Dazu kommt noch , dass man mal mit Freunden etwas unternehmen will, oder mal ein Paar neue Schuhe oder Klamotten braucht.

Aufgrund der knappen Finanzmittel rate ich jedem Studenten, welcher ein Auslandssemester machen möchte, genügend finanzielle Rücklagen zu sparen. Zudem würde ich auch dazu raten, zu Beginn des Semesters ins Ausland zu gehen und nicht erst ein oder zwei Wochen danach. Es sollte auf jeden Fall die Einführungswoche besucht werden, da hierbei viele Bekanntschaften gemacht werden und alles erklärt wird. Selbst wenn man noch Prüfungen schreiben muss, würde ich diese lieber im nächsten Semester nachholen.

In Granada war die Infrastruktur (in Relation zu Spanien und vor allem Andalusien) relativ gut. Alle Gebäude der Universität waren sehr schön und teilweise auch sehr modern. Zudem konnte man durch Busse sowohl in Granada als auch außerhalb fast alles erreichen. Als Ausflugsziel ist natürlich die Alhambra und Generalife zu empfehlen. Außerdem gibt es einen sehr schönen Park in der Nähe der Alhambra (mit vier Pfauen). Das schönste Stadtviertel ist Albaycin. Man muss zwar ein ganz schönes Stück bergauf laufen um in das Herzen Albaycins zu gelangen, jedoch lohnt es sich auch. Von dort aus hat man den besten Ausblick auf die Alhambra am Mirador de San Nicolas und die kleinen Gässchen und Häuschen haben den schönsten Charme in ganz Granada. Zudem kann man dort noch viele Einflüsse aus dem Arabischen finden, was alles etwas exotisch macht. Läuft man von da aus noch weiter hoch, so kann man den ziemlich höchsten Punkt in Granada und die Höhlenwohnungen erreichen. Dort kann man ganz Granada und die angrenzenden Orte überblicken. Die Höhlenwohnungen geben einen Einblick in komplett andere Lebensweisen. Eigentlich bilden die Höhlenwohnungen nochmal ein komplett eigenes Dorf, da man meint, dass es gar keinen Bezug zu Granada hat. Da Granada nicht am Meer liegt, ist es empfehlenswert den Strand in Salobrena oder Nerja zu besuchen. Beide Orte sind von Granada aus mit dem Bus zu erreichen. Nerja ist zwar ein kleines Stück weiter weg, dafür gibt es dort den etwas schöneren Strand mit kleinen Buchten und vorallem mit Sand, da es in Salobrena vorwiegend Steinstrände gibt.

5. Ende des Auslandssemesters

Die beim Makler hinterlegte Kaution haben wir in bar nicht mehr ausgezahlt bekommen, sondern sie wurde mit den noch offenen Rechnungen beglichen. Wir haben während unserer Zeit in Granada nur eine Wasserrechnung bekommen. Den Rest mussten wir am Ende begleichen. Woran das nun genau lag, weiss ich selbst nicht so wirklich.

Ausfüllen mussten wir nur unsere Dokumente für unsere Heimathochschule, bzw. für Erasmus. Das wären Learning Agreement und Aufenthaltsbestätigung. Die anderen benötigten Unterlagen konnten wir auch noch in Deutschland fertig stellen.

Wir sind nur solange im Land geblieben, wie unser Semester in Spanien ging. Da wir unseren Rückflug bereits zusammen mit dem Hinflug gebucht haben, sind wir direkt nach der Prüfungsphase wieder nach Deutschland geflogen. Jedoch ist schon ein Urlaub in Malaga für den kommenden September geplant, da uns die Region sehr gut gefallen hat.

Da wir uns dafür entschieden haben keine Prüfungen in Spanien mitzuschreiben, weil es für uns auf Spanisch zu schwer gewesen wäre, haben wir auch nicht für die Prüfungen gelernt. Insofern ist es generell etwas schwierig einen Vergleich zu Deutschland zu ziehen. Jedoch gibt es an der Universität Granada die Möglichkeit, mehrere kleine Prüfungen über das Semester verteilt zu schreiben. Wenn man diese besteht, muss man am Ende des Semesters keine Prüfung mehr schreiben. Entscheidet man sich für die Teilprüfungen, so muss man immer nur einen bestimmten Teil des Lehrstoffes lernen, der Lernaufwand ist also weniger als in Deutschland.

Da ich die spanische Kultur generell sehr faszinierend finde, fiel es mir nicht so schwer auf die Kultur einzugehen. Es war anfangs vielleicht etwas eigenartig das man fremde Menschen gleich mit einer Umarmung und „Wangenküsschen“ begrüßt. Jedoch kann man sich da relativ schnell dran gewöhnen. Da die Spanier sehr offene Menschen sind, ist es nicht sehr schwer, sich an ihre Kultur zu gewöhnen. Die einzige wirkliche Umstellung war die Einhaltung der Siesta und die Anpassung an die spanische Bürokratie. So wundert man sich die ersten paar Male noch wenn man mittags vor verschlossenen Türen steht und wenn sich die Spanier für alle organisatorischen Angelegenheiten viel Zeit nehmen. Nachdem man aber das erste Mal mittags bei 40 Grad in der Stadt steht, kann man das aber alles nachvollziehen, da man sich dann am liebsten einen kühlen Platz sucht, um die Mittagshitze zu umgehen.

Dadurch, dass wir unsere ersten Tage in Spanien bei unserer Bekannten verbracht haben, sind wir mit ihren Kindern sehr gut befreundet. Wir haben in Granada viel zusammen unternommen und schon die nächsten Besuche geplant. Wenn man spanische Freunde kennen lernen will ist es empfehlenswert, eher Veranstaltungen zu besuchen, welche von der Universität, bzw. von spanischen Organisatoren gemacht werden. Wenn man aber einfach Freundschaften schließen will, so sind die Erasmusveranstaltungen sehr empfehlenswert, da man dort Leute aus der ganzen Welt kennen lernen kann. So haben wir zum Beispiel Leute aus Frankreich und Amerika kennen gelernt. Da auf diesen Veranstaltungen eigentlich nur kontaktfreudige Studenten sind, ist es nicht sonderlich schwer, dort Freundschaften zu schließen.

An und für sich ist Spanien ein sehr schönes Land, in dem es sich sicherlich angenehm leben lässt. Jedoch würde ich in Anbetracht der hohen Jugendarbeitslosigkeit eher nicht in Spanien arbeiten wollen. Zudem würde mir wahrscheinlich die typische deutsche Strukturiertheit fehlen. Einerseits kann die spanische Mentalität nicht immer alles so ernst zu nehmen, sonder eher locker zu sehen zwar ganz angenehm sein, auf die Dauer kann man dadurch als Deutscher aber auch schnell mal verzweifeln.

Abschließend ist zu sagen, dass ein Auslandssemester auf jeden Fall empfehlenswert ist. Man sammelt innerhalb von einem halben Jahr so viele Erfahrungen und lernt neue Kulturen kennen. In seinem späteren Leben wird es kaum eine Möglichkeit geben, ein auch nur annäherndes Erlebnis zu machen.


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