„Auch hörte man ihn sagen, wenn er im Leben Steuermännern begegne und Ärzten und Philosophen, dann käme ihm der Mensch wie das verständigste unter allen Geschöpfen vor; wenn dann aber wieder Traumdeutern und Sehern nebst ihrem gläubigen Anhang oder Leuten, die sich auf ihre Berühmtheit oder ihren Reichtum wer weiß was einbildeten, dann erscheine ihm nichts erbärmlicher als der Mensch.“
(Diogenes aus Sinope)
Lob des Urhebers
Diogenes aus Sinope (400‐323 v.Chr.) war ein griechischer Philosoph der Antike, dessen Leben und Ansichten uns bis heute zum Nachdenken anregen. Der zu Zeiten Platons lebende Gelehrte strebte nach Bescheidenheit, innerer Freiheit und persönlichem Glück. Besitz und gesellschaftliche Ordnung waren für ihn ohne Bedeutung. Diogenes‘ kritische Denkweise machte vor allem auf den Machthunger und die Habgier der Gesellschaft aufmerksam. Er selbst lebte nach den Denkweisen, die er predigte, wodurch er noch heute sehr geschätzt wird. Er lebte freiwillig in Armut und ohne festen Wohnsitz und machte sich damit von äußeren Zwängen frei.
Umschreibung
„Auch hörte man ihn sagen, wenn er im Leben Steuermännern begegne und Ärzten und Philosophen, dann käme ihm der Mensch wie das verständigste unter allen Geschöpfen vor; wenn dann aber wieder Traumdeutern und Sehern nebst ihrem gläubigen Anhang oder Leuten, die sich auf ihre Berühmtheit oder ihren Reichtum wer weiß was einbildeten, dann erscheine ihm nichts erbärmlicher als der Mensch.“ Laut Diogenes neigt der Mensch genauso zum Guten wie zum Schlechten. Diese beiden Neigungen können jeweils bis ins Extreme ausgeprägt sein. Menschen die fleißig arbeiten und weise handeln empfindet er als gut während er prahlente und hochnäsigen Menschen als schlecht bezeichnet.
Beweis
Diogenes hat mit seiner Auffassung recht. In der Geschichte gab es schon immer Menschen, die das Gute schlechthin verkörperten und Menschen die man schon fast als Bestie bezeichnen müsste.
Widerspiel
Würde der Mensch zu Extremen neigen, wäre unsere Welt eine andere. Es gäbe viel weniger hilfsbereite Menschen und Gutes in der Welt, aber auch keinen Krieg oder Massenmorde mehr. Da es diese Dinge jedoch gibt, muss der Mensch diese beiden Neigungen innehaben.
Gleichnis
Menschen mit diesen gegensätzlichen Neigungen sind wie die zwei Seiten einer Medaille. Die beiden Seiten sind untrennbar. Ohne die Kehrseite der Medaille könnte die Hauptseite nicht glänzen.
Beispiel
Betrachtet man beispielsweise die Menschen während des Nationalsozialismus in Deutschland. Durch die politische Lage ereignete sich damals ein Völkermord bei dem ca. 6 Millionen Juden ermordet wurden. Zu dieser Zeit gab es aber auch mutige Bürger die ihre Mitmenschen vor den Nazis versteckt haben und ihnen Schutz gewährt haben. Dabei riskierten sie nicht selten ihr eigenes Leben.
Zeugnis
Wie auch Diogenes ist Clemens von Brentano (1778- 1842) der Meinung, dass der Mensch nur durch Gegensätze existieren kann. Er sagt: „Zum Hassen oder Lieben ist alle Welt getrieben, es bleibt keine Wahl der Teufel ist neutral.“
Beschluss
Diogenes führt uns vor Augen, dass ein Mensch immer sowohl gute als auch böse Eigenschaften besitzt. Es liegt an jedem einzelnen Menschen selbst, an sich zu arbeiten und das Gute in den Vordergrund zu rücken.