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Ablauf einer Mediation
Mediation ist kein einstufiges oder eindimensionales Werkzeug. Die mittlerweile erprobten, komplexen Regeln dieser in der gegenwärtig praktizierten Form noch recht jungen Methode zur Konfliktlösung können nur im Verfahrenskontext sinnvoll erklärt werden. Dementsprechend werden nachstehend die einzelnen Schritte und die im Zusammenhang mit diesen Schritten zu beachtenden Prinzipien, Techniken und Verhaltensweisen erläutert.
A. Überblick über das Mediationsverfahren
B. Vorbereitung
Zunächst müssen die Konfliktparteien Kontakt zum Mediator aufnehmen. Vorher kann es keine Mediation geben. Für viele ist Mediation auch erklärungsbedürftig - hier kann dieses Instrument den Parteien allgemein erklärt werden. Der Mediator muss sich auch entsprechend zu Parteien, Konfliktart und -umfeld auf die Mediation vorbereiten.
C. Phase 1: Einleitung
Zu Beginn der Mediation sind in erster Linie die Rollen, die Aufgabe der Mediation im konkreten Fall zu klären. Die Parteien und der Mediator müssen für den späteren Verlauf vereinbaren, dass sie an der Lösung arbeiten wollen. Sie müssen ebenfalls gemeinsam die Spielregeln bestimmen und vereinbaren, dass sie sich daran halten werden. Damit ist die erste Phase ein Fundament der gesamten Mediation. Es ist zwar noch nichts über dem Boden zu sehen, aber bei Fehlern an dieser Stelle bricht später alles zusammen, die Mediation wird keinen Erfolg haben.
Es ist insbesondere die Klärung notwendig:
- was ist Mediation -> was ist der Wissensstand der Parteien über Mediation? (am Ende müssen Grundregeln klar sein!)
- welche Rolle hat der Mediator = er ist ein neutraler Dritter, der die Kommunikation nur steuert und begleitet! Also: die falsche Vorstellung (Schiedsrichter?) muss unbedingt vermieden werden. Erwarten die Parteien etwas, was Mediator nicht kann (z.B. Schiedsrichter, Entscheidung eines Dritten, meine Position durchsetzen), muss der Mediator an die zuständige Stelle verweisen (RA, Berater, Therapeut).
- welche Rolle haben Dritte in Gesprächen? (können zulässig sein, wenn Parteien dies wünschen - z. B. Berater, Experten, Gutachter etc.)
Regeln der Kommunikation:
- jeder darf ausreden
- andere hören aufmerksam zu
- gleiche Redezeiten
- Mediator interveniert bei falschen Verhaltensweisen (Beleidigungen, Unterstellungen)
- Sitzungen / Gespräche sind vertraulich
Sofern die erste Sitzung zu lang oder zu abstrakt werden sollte, kann es sinnvoll sein, die Kommunikationsregeln zum späteren Zeitpunkt vorzustellen.
Im Falle der ersten Sitzung mit den Parteien ist zu empfehlen, dass sie nach Möglichkeit das gewohnte Konfliktumfeld verlassen (z. B. die Arbeitsstelle, das Büro einer Konfliktpartei etc.). In jedem Fall muss bereits hier ein neutrales Terrain gewählt werden - mehr dazu bei äußerem Rahmen.
Insgesamt lässt sich die erste Phase der Mediation wie folgt kurz zusammenfassen:
D. Phase 2: Identifizierung der (problematischen) Themen
Der erste inhaltliche Schritt wird in der zweiten Phase vorgenommen, in der mehr oder weniger der Umfang der Mediation geklärt werden muss. Mit ihr beginnt die eigentliche Konfliktbehandlung. Die Themen werden benannt und dienen als "Fahrplan" der Mediation - ihr Ende ist erst erreicht, wenn alle Themen abgearbeitet wurden.
Sind alle Themen genannt, legen die Parteien gemeinsam fest, in welcher Reihenfolge die Themen bearbeitet werden sollen (mit dem dringendsten? mit dem einfachsten beginnen?). Allerdings bleibt die Liste offen und kann später vervollständigt werden, wenn einer Partei Themen einfallen!
Bei der Themensammlung ist Visualisierung an der Tafel / auf einem Flipchart sinnvoll. Wird dabei das Platz durch die Parteien geteilt (z. B. in Form einer Tabelle oder in Form von Spalten) müssen die Parteien stets gleichmäßig berücksichtigt werden!
Wichtig ist auch, dass alle in die Liste aufgenommenen Themen in die Zukunft gewandt sind - keine Vergangenheitsbewältigung, Schuldbearbeitung bei Zielen! Insbesondere in diesem Zusammenhang kann die Unterstützung des Mediators bei Formulierung sinnvoll sein, wobei der Mediator das jeweilige Thema so formuliert, dass es in die Zukunft weist. Auch, wenn den Parteien kurze Stichworte nicht einfallen und sie nur das Thema erzählen, kann der Mediator dieses Thema zu einem Stichwort zusammenfassen.
Neben der Unterstützung für Formulierung der Themen überwacht der Moderator lediglich - ob die Kommunikation freundlich ist, ob die Parteien "auf den Punkt kommen". Er stellt auch sicher, dass sich die Parteien gleichmäßig beteiligen - jeder nennt, was er bearbeitet haben möchte (ungestört!).
Zusammenfassend:
E. Phase 3: Ermittlung der Interessen und Bedürfnisse auf beiden Seiten
Wenn dem Mediator das Harvard-Konzept bekannt ist, ist ihm auch bekannt, dass das Denken in Positionen zu nichts führen kann - die Interessen sind für die Konfliktlösung entscheidend! An dieser Stelle ist auch bei Mediation anzusetzen. Deshalb müssen sich alle Beteiligten - insbesondere aber der Mediator - in der 3. Phase auf die Interessen als entscheidende Faktoren konzentrieren.
Wichtigster Abschnitt!
Muss für jedes einzelne Thema aus dem Themenpool (2. Phase) einzeln erfolgen
Maslows Pyramide:
/Religion, Selbstverwirklichung \
/Wertschätzung durch andere \
/soz. Kontakte, Beziehung, Sexualität \
/Sicherheit (z.B. Arbeitsplatz) \
/physiologie: Nahrung, Kleidung, Wohnung\
Ziel:
- Positionen mit Interessen/Bedürfnissen nicht verwechseln:
- ich will 1.000 EUR <> ich will nichts zahlen
- ich will Genugtuung für meine Schmerzen <> ich will meine Schuld nicht zugeben
- Parteien wissen, was jeweils andere Seite wirklich will
Mittel - Nachfrage:
- der Mediator verhindert Eskalation, weil er das Gespräch verlangsamt (wie soll ich das verstehen? habe ich das richtig verstanden?)
- eventuelle Missverständnisse werden beseitigt
Mittel - Würdigung:
- dadurch können die Parteien besser nachvollziehen, dass die Interessen / Bedürfnisse der jeweils anderen Seite auf Verständnis stoßen
Mittel - Visualisierung
- Interessen und Bedürfnisse müssen festgehalten werden!
- später muss eine Möglichkeit der Überprüfung bestehen, ob die geäußerten Interessen berücksichtigt wurden
- Dokumentation aufbewahren!
Zusammenfassung zur Phase 3:
F. Phase 4: Erarbeitung von Optionen und Lösungen
- hier ist das Ziel, dass die Parteien gemeinsam und bei Bedarf mit Hilfe des Mediators Lösungen erarbeiten
G. Abschluss einer Vereinbarung
- das Ergebnis soll in einer Abmachung festgehalten werden, mit der die Parteien sich zu bestimmtem Lösungsweg verpflichten
CategoryKonfliktmanagement