ich war hier: MSSR

Tutorium Kostenrechnung


Maschinenstundensatzrechnung - Lösungen


Aufgaben Teil 1:

Bisher wurden im Rahmen der Zuschlagskalkulation die Fertigungslöhne als Zuschlagsgrundlage für die Fertigungsgemeinkosten herangezogen. Diese Vorgehensweise unterstellt, dass ein Zusammenhang zwischen Fertigungslöhnen und Fertigungsgemeinkosten besteht.
Bei den in der industriellen Produktion wichtigsten Fertigungsgemeinkostenarten existiert der unterstellte Zusammenhang jedoch nicht.

Fertigungsgemeinkostenarten, bei denen kein Zusammenhang mit den Fertigungslöhnen besteht:

• Kalkulatorische Abschreibungen
• Kalkulatorische Zinsen
• Energiekosten
• Reparaturkosten
• Wartungskosten

Für die Verwendung der Fertigungslöhne als Zuschlagsgrundlage für sämtliche Fertigungsgemeinkostenarten spricht lediglich die einfache Handhabung.

Um eine MSSR durchführen zu können, ist es zunächst erforderlich, die Fertigungsgemeinkosten in
maschinenabhängige und maschinenunabhängige
Gemeinkosten (Restgemeinkosten) aufzuspalten:
a) Maschinenkosten: direkt maschinenabhängige FGK:z. B. kalk. Abschreibung, kalk. Zinsen
b) Rest-FGK: Hilfs-/Betriebsstoffe, Steuern, Versicherungen

Ermittlung der Maschinenlaufzeit

Um zum Maschinenstundensatz zu gelangen, ist es zunächst erforderlich, die jährliche bzw. monatliche Laufzeit einer Maschine zu ermitteln.
Maschinenlaufzeit ist diejenige Zeit, in der die Maschine tatsächlich läuft.
Die Maschinenzeit ist diejenige Zeit, in der die Maschine theoretisch laufen könnte, wenn sie ständig in Betrieb wäre.
Berechnung der Maschinenzeit:
365,25 * 24 Std. = 8.766 Std./Jahr (Schaltjahre werden berücksichtigt)


Die Stillstandszeit umfasst:
• Arbeitsfreie Tage im Jahr
• Die Zeiten eines Arbeitstages, an denen nicht gearbeitet wird (Einschichtbetrieb)
• Betriebsbedingte Stillstandszeiten (Instandhaltungszeiten, Betriebsversammlungen, durch Krankheit des Bedienungspersonals bedinge Stillstandszeiten)
• Auftragsbedingte Rüstzeiten

Beispiel:
In einer 40-stündigen Arbeitswoche läuft eine Maschine planmäßig 37,5 Stunden. Die restlichen 2,5 Stunden sind erforderlich, um die Maschine umzurüsten, einzurichten und zu reinigen. 4 Wochen im Jahr kann die Maschine aufgrund von Feiertagen und Urlaub nicht genutzt werden. Die geplante jährliche Nutzung bei Normalbeschäftigung beläuft sich also auf:
37,5 Stunden * 48 Wochen = 1.800 Std./Jahr
1.800 / 12 = 150 Std./Monat


Ermittlung des Maschinenstundensatzes

Maschinenstundensatz = Maschinenabhängige FGK / Maschinenlaufzeit

Beispiel zur Maschinenstundensatzrechnung:

Die Anschaffungskosten einer Maschine betragen 100.000 €, die Nutzungsdauer beträgt 10 Jahre, die kalkulatorische AfA erfolgt linear auf die voraussichtlichen Wiederbeschaffungskosten von 150.000 €. Die kalkulatorischen Zinsen werden mit 12 % von den Anschaffungskosten berechnet. Die Instandhaltungskosten werden mit 10.000 € pro Monat veranschlagt, an Platzkosten entstehen monatlich 1.000 €. Die Grundgebühr für Energiekosten beträgt 100 € im Monat, der Stromverbrauch der Maschine beträgt 1,25 kWh bei einem Kilowattpreis von 0,20 €. Die Betriebsstoffkosten betragen 200 € im Monat.
Als Fixkosten gelten:
80 % der AfA, 30 % der Instandhaltungskosten, die Grundgebühr, die kalkulatorischen Zinsen und die Platzkosten in voller Höhe.
Zu berechnen ist der Maschinenstundensatz bei einer Laufzeit von 160 Stunden im Monat.

Anmerkung:
• Als Bemessungsgrundlage für die kalkulatorischen Abschreibungen sind die Wiederbeschaffungskosten anzusetzen (Substanzerhaltungsprinzip)
• Beachten Sie, dass die kalkulatorischen Zinsen auf die halben AK berechnet werden (Durchschnittswertmethode).

gesamt fix variabel Berechnung
kalk. AfA 1250 1000 250 150.000/10/12 = 1.250
kalk. Zinsen 500 500 50.000*0,12/12 = 500
Instandhaltung 10.000 3000 7000
Platzkosten 1000 1000
Grundgebühr 100 100
Variable Energiekosten 40 40
Betriebsstoffe 200 200
Summe 13.090 5600 7490


variable Kosten pro MSS = 7.490 / 160 = 46,81

fixe Kosten pro MSS = 5.600 / 160 = 35,00

insgesamt = 7.490 / 160 + 6.500 / 160 = 46,81 + 35,00 = 81,81

Bei Umstellung auf Zweischichtbetrieb bei einer Maschinenlaufzeit von 320 Std. im Monat ergibt sich ein neuer Maschinenstundensatz von:
MSS = 7.490 / 160 + 5.600 / 320 = 46,81 + 17,5 = 64,31



Werden auf einer Maschine nun verschiedene Produkte hergestellt, so ist bei der Kalkulation dieser Produkte die jeweils von ihnen benötigte Maschinenlaufzeit zu berücksichtigen.
Benötigt das Produkt X die Maschine nur 30 Minuten während das Produkt Y 1 Std. Maschinenlaufzeit belegt, so werden bei der Kalkulation von X lediglich 50% des MSS und bei Produkt Y 100% angesetzt.

Maschinenkosten im Kalkulationsschema
Im Kalkulationsschema ergeben sich bei Kalkulation mit Maschinenstundensätzen folgende Änderungen (Beispiel mit zwei Maschinen):

Materialeinzelkosten
+ Materialgemeinkosten
+ Fertigungseinzelkosten
+ Fertigungsgemeinkosten I (nur Restgemeinkosten)
+ Maschinenkosten der Maschine A
+ Maschinenkosten der Maschine B
= Herstellkosten
+ Verwaltungsgemeinkosten
+ Vertriebsgemeinkosten
= Selbstkosten

Beispiel:

1.
Die Kosten- und Leistungsrechnung hat für das Erzeugnis X im Monat Dezember folgende Werte ermittelt:
Verrechnete Maschinenkosten: 40.940
Fertigungslöhne: 16.000
Sondereinzelkosten des Vertriebs: 2.160
Normal-Herstellungskosten der Abrechnungsperiode: 163.340
Normal-Selbstkosten des Umsatzes: 212.760
Bestandsmehrung FE: 3.000

Normalzuschlagsätze:
Material: 15%
Fertigung: Rest-FGK 90 %
Verwaltung/Vertrieb: 30%

a) Berechnen Sie den Verbrauch an Fertigungsmaterial im Dezember.
b) Ermitteln Sie für Dezember die Art der Bestandsveränderung an unfertigen Erzeugnissen.
c) Welche Ursache könnte eine Kostenunterdeckung bei den Maschinenkosten haben?

Lösung:

Kostenart ZS in % Kosten
FM Berechnung siehe unten 80.000
MGK 15 12.000
FL 16.000
RFGK 90 14.400
Maschinenkosten 40.940
=HK 163.340
BVUE Minderung Differenz zwischen HK und HKFE: 1660
=HKFE 165.000
BVFE Mehrung -3000
=HKU 162.000
VwVtGK 30 *30/130: 48.600
SEKVt 2160
=SK 217.760

Berechnung 80.000:
163.340 – 40.940 – 14.400 – 16.000 = 92.000
92.000 = Materialkosten = FM + MGK 92.000 = 115 % 92.000 * 100 / 115 = 80.000

Welche Ursache könnte eine Kostenunterdeckung bei den Maschinenkosten haben?: unerwartet teure Wartung, steigende Energiekosten

Aufgaben Teil 2:

1.
Ein Unternehmen setzt bei der Herstellung des Produktes A eine Maschine ein. Folgende Daten sind bekannt:

Anschaffungskosten: 1.200.000 Euro
Nutzungsdauer bei gleichmäßigem Nutzungsverlauf: 10 Jahre
Wiederbeschaffungskosten einer gleichwertigen Maschine: 1.800.000 Euro
kalkulatorische Zinsen (Bemessungsgrundlage: AK): 7%
Maschinenbedienungskosten pro Produktionsstunde: 40 Euro
Energiekosten pro Produktionsstunde: 20 Euro
Produktionsstillstandsversicherung pro Halbjahr: 4.800 Euro
Stellfläche 40 qm, Kostensatz pro qm und Monat: 20 Euro

Errechnen Sie den Maschinenstundensatz bei einer jährlichen Produktionsleistung von
  • 2.000 Stunden
  • 2.500 Stunden
Worauf sind die unterschiedlichen Ergebnisse bei den verschiedenen Maschinenlaufzeiten zurückzuführen?



2.
Zur Produktion von Dominosteinen wird eine neue Maschine angeschafft, die für 10 Jahre genutzt werden soll. Die Wiederbeschaffungskosten der Maschine betragen 160.000 €. Die Abschreibung erfolgt linear. In der Produktionshalle hat die Maschine einen Raumbedarf von 20 m². Die Raumkosten wurden mit 40 €/m² für das Jahr ermittelt.

Für kalkulatorische Zinsen sind nach der Durchschnittswertverzinsung 8 % anzusetzen. Es entstehen jährlich Wagniskosten in Höhe von 3.200 €.

Für Wartungsarbeiten fallen 80 € im Monat und für die tägliche Reinigung der Maschine 120 € im Monat an.

Die Maschine läuft insgesamt an 200 Tagen pro Jahr für jeweils 8 Stunden mit einem Output von 1.000 Stück pro Stunde. Für eine Stunde nimmt sie eine Leistung von 10 KW auf. Der Preis für eine KWh beträgt 0,20 €.

Die Fertigungseinzelkosten der an dieser Maschine produzierten Dominosteine betragen 0,05 €. Es entstehen Materialeinzelkosten in Höhe von 0,10 € pro Stück. Der Zuschlagsatz für die Fertigungsgemeinkosten wird mit 200 % angesetzt, der Zuschlagssatz für Materialgemeinkosten 80 % und Verwaltung/Vertrieb 25 %.

Berechnen Sie die Kosten für eine Maschinenstunde.
Berechnen Sie die Selbstkosten pro Stück.

Die folgende Übersicht zeigt die Einteilung der maschinenabhängigen Fertigungsgemeinkosten in fixe und variable Gemeinkosten auf der Grundlage einer Beschäftigung von 150 Laufstunden im Monat:

Maschinenabh. Fert. GK gesamt fix variabel variabel pro Stück
kalk. Afa 2.000 2.000 - -
kalk. Zins 800 800 - -
Energie 400 40 360 2,40
Platzkosten 3.000 3.000 - -
Reparatur 1.250 350 900 6,00
Werkzeuge 200 200 - -
Betriebsstoffe 750 - 750 5,00
Summen 8.400 6.390 2.010 13,40

Bei 150 Laufstunden je Monat ergeben sich fixe maschinenabhängige Fertigungsgemeinkosten von …
Der Maschinenstundensatz beläuft sich also insgesamt auf...

4.
Die Firma „Bratwurst“ KG unterhält ein computergesteuertes Fertigungszentrum, das Rind- und Schweinefleisch automatisch hackt, würzt und schließlich zu Bratwürsten verarbeitet. Folgende Daten liegen Ihnen aus dem Rechnungswesen vor:

- Das Bearbeitungszentrum kostete ursprünglich 82.000 €, es wird angenommen, dass das Bearbeitungszentrum nach 8 Jahren Nutzungsdauer nur noch mit 5.000 € verkauft werden kann, ein neues Fertigungszentrum wird voraussichtlich 10 % teurer sein.
- Das Wurst-Fertigungszentrum benötigt 26 qm Platz, die Monatsmiete für Ihre Fabrikhalle beträgt 20 €/qm.
- Der Stromverbrauch beträgt 26 kW in der Stunde. Die Kilowatt-Stunde kostet 23 Cent.
- Die Wartungs- und Reinigungskosten belaufen sich auf 150 € im Monat.
- Es fallen zudem Hilfslöhne in Höhe von 400 € je Monat an.
- Die sonstigen Gemeinkosten belaufen sich auf 12.000 € im Jahr.

Ermitteln Sie den Maschinenstundensatz bei einer Laufzeit von 1.600 Stunden im Jahr. Zur Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen verwenden Sie einen Zinssatz von 4 %.

Lösung:
1.
a):

Kosten fix variabel
AfA 180.000 €/Jahr
Zinsen 42.000 €/Jahr
Bedienung 40 €/Std
Energie 20€/Std
Versicherung 9.600 €/Jahr
Raumkosten 9.600 €/Jahr
Summe 241.200 €/Jahr 60 €/Std

MSS bei 2.000 Laufstunden = 241.200 / 2.000 + 60 = 180,60 €
MSS bei 2.500 Laufstunden = 241.200 / 2.500 + 60 = 156,48 €

b) Der MSS bei 2.500 fällt wegen der Kostendegression geringer aus. Die gleichbleibenden Fixkosten der Maschine werden auf mehr Laufstunden verteilt, dadurch sinken die fixen Kosten pro Maschinenstunde und somit auch die gesamten Maschinenkosten pro Laufstunde.

2.
a) Maschinenstundensatz
Stunden pro Jahr: 200 * 8 = 1.600
Abschreibung: 16.000/1.600 = 10
Raumkosten: 800/1.600 = 0,5
kalk. Zinsen: (80.000*0,8)/1600 = 4 (Bezug auf die AK der Maschine)
Wagniskosten: 3.200/1.600 = 2
Wartung: (200*12)/1.600 = 1,5
Strom: 10*0,2 = 2
Summe: 20

Maschinenkosten pro Stück = 20/1.000 = 0,02 €/Stück

b) Selbstkosten

FM: 0,1
+ MGK: 0,06
+ FL: 0,05
+ Mako: 0,02 (Maschinenkosten, gemäß MSS)
+ FGK: 0,1
= HK: 0,33
+ VwVtGK: 0,0825
= SK: 0,4125

3.
Bei 150 Laufstunden je Monat ergeben sich fixe maschinenabhängige Fertigungsgemeinkosten von 6.390 / 150 = 42,60 €/Std.
Der Maschinenstundensatz beläuft sich also insgesamt auf
42,60 + 13,40 = 56,00 €

4.
kalk. Afa/Maschinenstunde = (82.000 * 1,1 - 5.000) / (8 ND * 1600 MStd) = 6,66 €/Std
+ kalk. Zins/Maschinenstunde = 41.000*0,04 / 1600 = 1,03 €/Std
+ Raumkosten/Maschinenstunde = 20 * 26 * 12 Monate / 1600 = 3,90 €/Std
+ Energiekosten/Maschinenstunde = 0,23 * 26 = 5,90 €/Std
+ Wartungskosten/Maschinenstunde = 150 * 12 / 1600 = 1,13 €/Std
+ Hilfslöhne/Maschinenstunde = 400 * 12 / 1600 = 3,00 €/Std
+ Sonstige GK/Maschinenstunde = 12.000 / 1600 = 7,50 €/Std
= Summe: 29,20 €/Std



PDF Dokument Lösung Teil 1
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