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Version [31137]

Dies ist eine alte Version von FallHandwerkerAGB erstellt von WojciechLisiewicz am 2013-06-16 18:16:25.

 

Fall: AGB eines Handwerkers


A. Sachverhalt
Der Elektroinstallateurmeister Pfiffig (P) aus Viernau hat sich von seinem Bekannten, der an der FH Schmalkalden Wirtschaftsrecht studierte, sagen lassen, dass es sinnvoll ist, für die von ihm ausgeführten Aufträge ein rechtssicheres Vertragsformular zu nutzen, auf dessen Rückseite auch allgemeine Bedingungen für die erbrachten Leistungen formuliert sind. Deshalb nutzt er ein entsprechendes Formular. Auf der Vorderseite werden Daten des Kunden aufgenommen und vor der Unterschriftszeile wird auf die umseitigen AGB verwiesen. Unter den Klauseln des "Kleingedruckten" auf der Rückseite ist auch ein Punkt 8 enthalten, der wie folgt lautet:

(...)
8. Der Auftragnehmer [also P] haftet bei Ausführung eines Auftrages ausschließlich für eigenes Verschulden und nur dann, wenn ihm Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit vorzuwerfen ist.
(...)

P erhält einen Auftrag, im Elektronikladen des Flink (F) einen der Ladenräume neu zu verkabeln und dabei die maroden alten Leitungen auszutauschen. Dafür unterschreibt F einen Auftrag, den P erst einmal mitnimmt. Etwas später händigt P dem F eine Kopie des Auftrages, wobei nur die unterzeichnete Vorderseite ausgehändigt wird.

Zu den Arbeiten im Laden des F wird ein Mitarbeiter des P - Dusel (D) geschickt. Er bohrt einige für die Verlegung der Leitungen notwendigen Löcher, versichert sich aber nicht genau darüber, wo im Laden des F Gasleitungen verlaufen. D bohrt zwar an Stellen, an denen man normalerweise eher selten Gasleitungen vermuten kann, an welchen aber in alten Gebäuden, Leitungen in jedem Fall nicht ausgeschlossen sein können.

Es kommt, wie es kommen musste: D bohrt eine Gasleitung an, Gas tritt aus, ein Funke verursacht eine Gasexplosion. Bei der Explosion wird der Laden des F stark beschädigt (Renovierungskosten ca. 20.000 EUR) und F wird selbst verletzt (Behandlungskosten 2.000 EUR; Verdienstausfall 1.000 EUR).

B. Frage
Welche Ansprüche hat F gegen P?

Mögliche Fallabwandlung:
Es handelt sich nicht um den Laden des F, sondern um sein privates Haus, in dem Kabel neu zu verlegen sind.




C. Lösungshinweise
Da die Frage der Abwicklung der eigentlichen Vertragsleistungen gar nicht gestellt ist, ist zu prüfen, inwiefern F Ersatz der erlittenen Schäden verlangen kann. Dies ist im Einzelnen Ersatz von:
  • Renovierungskosten des Ladens (20.000,- EUR),
  • der Behandlungskosten (2.000,- EUR),
  • des Verdienstausfalls (1.000,- EUR).

Als Anspruchsgrundlagen kommen hier folgende Normen in Betracht:
  • vertraglich - § 280 Abs. 1 BGB i. V. m. § 241 Abs. 2 BGB (wegen Verletzung einer vertraglichen Nebenpflicht)
  • deliktisch - § 831 BGB i. V. m. § 823 Abs. 1 BGB wegen Eigentumsverletzung (sofern Laden im Eigentum des F - andernfalls hätte der Eigentümer einen Anspruch) und wegen Körperverletzung durch den Verrichtungsgehilfen des P

1. Anspruch aus §§ 280 I, 241 II BGB
Neben den gewöhnlichen Voraussetzungen des § 280 BGB (Schuldverhältnis, Pflichtverletzung, Verschulden) hat hier der Haftungsausschluss bzw. die Haftungsbegrenzung aus Punkt 8. der AGB des P zentrale Bedeutung. Sofern sie hier greift, führt sie dazu, dass F gegen P keinen Anspruch hat.

2. Anspruch aus §§ 831 I, 823 I BGB
Auch im Hinblick auf die Ansprüche aus Delikt ist die Haftungsbegrenzung zu beachten. Sie greift nur, wenn der Haftungsausschluss zwischen den Parteien gilt.

3. Fallabwandlung
Im Falle der Durchführung von Arbeiten am Haus des F ist F nicht mehr Unternehmer sondern Verbraucher. Dies führt dazu, dass ihm gegenüber andere Regeln für die Einbeziehung der AGBs sowie für ihre Überprüfung gelten. Dies ist entsprechend bei den heranzuziehenden Vorschriften zu berücksichtigen. Ein Teil der §§ 305 ff. BGB gilt nur für Verbraucher.


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