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Erfahrungsbericht Auslandssemester (4. Hochschulsemester) an der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca, Rumänien


Erfahrungsbericht von Christoph Sickler

Bevor wir Deutschland verlassen hatten, haben wir uns um die laufenden Verträge, wie Internet, Wohnung etc. gekümmert. Diese haben wir zum Teil weiterlaufen lassen, da alles sehr kurzfristig war. Die Wohnung haben wir nicht untervermietet, da diese unser Hauptwohnsitz ist und es schwer war, jemanden für diesen Zeitraum zu finden. Handyverträge waren kein Problem, da wir nur Prepaidkarten besitzen. Ein paar Wochen vor Reiseantritt haben wir eine Auslandsversicherung bei unserer jeweiligen Krankenkasse abgeschlossen und somit waren wir startklar für den Erasmusaustausch.

Nach Rumänien selbst sind wir mit dem eigenen Auto gefahren, da wir das Ganze auch als kleinen Roadtrip planten. Unsere Route verlief von Schmalkalden Richtung Nürnberg, an Passau vorbei quer durch Österreich in Richtung Wien, an Wien und Bratislava vorbei nach Ungarn Richtung Budapest, an Budapest vorbei und wieder quer durch den oberen Teil Ungarns bis nach Cluj-Napoca. Die reine Fahrzeit betrug ca. 15-16 h.

Über die Universität im Ausland und deren Lehr- und Betreuungsangebote

Unser zugewiesener Buddy hat uns nach Absprache (Facebook & Whatsapp) in der Aula empfangen, um einige Tipps und Hinweise zu geben. Am ersten offiziellen Tag gab es eine kleine Eröffnungszeremonie für die Auslandsstudierenden mit einer Willkommensrede und einige Hinweise und Verhaltensregeln für das Leben in Rumänien. Der Koordinator, der für uns zuständig war, war schwer zu erreichen. Für Fragen die offen waren, mussten wir uns an den Buddy wenden oder Frau Ilona Dranca, welche im International Office tätig war. Das International Office der Gastuniversität war sehr freundlich und hilfsbereit.

Konkrete Kurse beziehungsweise Vorlesungen haben wir vorher nicht im Web aussuchen können, sondern diese direkt vor Ort gewählt und belegt. Ein Stundenplan wurde uns einige Tage nach Beginn auch gegeben, anhand welchem wir unsere Woche füllten. Die Kurse an sich, die wir belegt hatten wurden alle auf Deutsch abgehalten.

Die Konstellation der Kurse die wir belegt hatten, basierte hauptsächlich nur auf „Businessparts“, denn in Deutschland studieren wir Wirtschaftsrecht, welches hier nicht zu absolvieren war. Außerdem ist die Gastuniversität eine „Business University“, welche sich nur mit Wirtschaft auseinandersetzt. Da viele Rumänen schon wie wir, in den frühen Schuljahren eine Fremdsprache lernen mussten, konnten viele Studenten auch deutsch. In Kursen waren fast nur Einheimische vertreten und vereinzelt Auslandsstudenten aus deutschen Partneruniversitäten wie wir.

Der Schwierigkeitsgrad in Rumänien war im Vergleich zu Deutschland sehr angenehm, den Lehrmethoden im Unterricht konnte man sehr gut folgen, da diese meist in einer großen Diskussion geführt wurde. Die zu behandelnden Themen waren mit denen in Deutschland vergleichbar, jedoch vom Niveau her nicht zu vergleichen. Den Stundenplan konnten wir uns teilweise selbst zusammenstellen, je nach Vorlesungsmöglichkeiten.

Die Universität hat auch einige Freizeit- und Reiseangebote zur Verfügung gestellt, welche wir jedoch leider auf Grund von finanziellen Mitteln nicht immer antreten konnten.

Das Essen in der Mensa war sehr empfehlenswert und deutlich billiger als in Deutschland. Beispielsweise gab es ein belegtes französisches Baguette mit Wurst und Käse, Tomaten etc. für 1 €.

Die Verhaltensregeln an der Partneruniversität waren mit denen in Deutschland zu vergleichen.

Unterkunft

Unsere erste Nacht in Cluj verbrachten wir in einem Hotel, da wir die Nacht über durchgefahren sind und schnell ins Bett wollten. Am nächsten Morgen machten wir uns auf die Suche nach einer Wohnung, wir suchten im Internet, auf Facebook, Privatleuten und Vermittlungsagenturen. Nachdem wir uns 2-3 Wohnungen angeschaut hatten und diese uns nicht zugesagt hatten, entschieden wir uns das Hotel zu verlassen und wechselten in ein nettes kleines Hostel. Dort verbrachten wir ca. 1 ½ weitere Wochen und suchten währenddessen weiter nach Wohnungen. Die Suche nach Unterkünften hat uns einige Zeit gekostet, weshalb wir uns letztendlich entschieden, eine Weile ins Studentenwohnheim zu gehen. Dort beliefen sich die monatlichen Kosten nur auf 40 €, dies war auch der Grund weshalb wir übergangsweise hierfür entschieden um unsere Kosten gering zu halten. Nach ca. einer weiteren Woche Wohnungssuche hatten wir über eine Agentur eine schöne gefunden und besichtigten diese auch. In Facebook gibt es einige Gruppen, welche Wohnungen zur Vermietung anbieten. Letztendlich haben wir unsere Wohnung über einen Vermittler der Agentur bekommen, die Kosten hierfür beliefen sich auf ca. 500€/Monat. Die Wohnung lag sehr zentral, etwa nur 15 Minuten zur Universität oder zur Mall. Unsere Wohnung war komplett möbliert, bis auf Bettlaken, Decke, Kissen, Geschirr. Es wurde uns auch ein Mietvertrag ausgehändigt verbunden mit einer Kaution, welche wir nach Beendigung des Vertrages ärgerlicherweise nicht zurückbekommen haben. Für die Wohnung haben wir uns entschieden, da sie zentral, möbliert, groß und bezahlbar war und wir nicht länger im Wohnheim wohnen wollten, da hier die Privatsphäre nicht wirklich gegeben war und alle Betten in einem Raum standen.

Weitere Fakten über das Leben im Ausland

Für Studierende in Cluj gibt es ein großes Angebot an Vergünstigungen für Museen, Botanischer Garten etc.

Eine Kosteneinschätzung für einen Monat ist nicht einfach zu erstellen. Dies ist abhängig von den Ansprüchen. Unser monatliches Budget belief sich auf ca. 500 €.

Grobe mtl. Kostenaufstellung pro Person

Mtl. Miete, 250 €
+ Strom etc, 10 €
+ Internet: 5€
+ Ausgaben für Essen ca. 120 €
+ Freizeitgestaltung
= ca. 500 €

Ein großes Problem in Cluj war es, dass nur wenige Menschen Englisch reden konnten, außerdem musste man aufpassen, an welche Leute man sich wandte, da man Gefahr lief, „abgezogen“ zu werden.

Tipps für Studierende: Man sollte sich ein monatliches Budget einteilen, wenn möglich im Voraus nach einer Unterkunft Ausschau halten, man sollte immer einen Vertrag aufsetzen und diesen auch prüfen und übersetzen lassen, da er meist auf Rumänisch gehalten wurde und keine Übersetzung ausgehändigt wurde.

Die Stadt an sich machte einen sehr lebendigen Eindruck, es gab alles was man zum Leben brauchte. Mit seinen ca. 330.000 Einwohnern und als 2. größte Stadt Rumäniens war diese für uns sehr beeindruckend. Cluj-Napoca befindet sich im Westen Siebenbürgens am Fluss Somesul Mic. Die Umgebung ist durch Berge und Wälder geprägt. Neben einigen Seen, Bächen und Flüssen wie dem Somesul Mic gibt es auch unterirdische Gewässer. Das kontinental-gemäßigte Klima erzeugt große jahreszeitliche Temperaturschwankungen mit heißen, trockenen Sommern und kalten Wintern. Von den südlich gelegenen Hügeln bei Feleacu hat man einen schönen Panoramablick auf die Stadt. Die Innenstadt mit ihren historischen Gebäuden ist vor allem von großen Plattenbausiedlungen aus kommunistischer Zeit umgeben: Im Westen Manastur und Grigorescu, im Osten Marasti und Gheorgheni sowie südlich des Zentrums Zorilor. Die Viertel Iris, Bulgaria und Dambul Rotund sind hauptsächlich industriell geprägt. Gruia, Someseni und Andrei Muresanu gehören zu den älteren Einfamilienhaus-Siedlungen, daneben gibt es weitere, teils sehr neue Wohnviertel bzw. Wohnparks. Die Infrastruktur in Cluj selbst war sehr viel deutlich ausgeprägter als in den umliegenden Dörfern oder ländlichen Gegenden in Rumänien. Noch heute ist Cluj-Napoca, zu Deutsch „Klausenburg“ das kulturelle Zentrum der ungarischen Minderheit in Rumänien; bis ungefähr 1974 stellten die Ungarn die relative Bevölkerungsmehrheit in der Stadt. Heute ist es eines der wichtigsten kulturellen und wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zentren Rumäniens. Mit über zehn praktizierten Religionen verfügt Klausenburg über eine große religiöse Vielfalt, welche auch auf stark bei unserer Anreise auffiel, unzählige Klöster, kleine Kapellen, Kirchen und Grotten. Wobei die Mehrzahl der Einwohner seit den 1970er Jahren dem orthodoxen Glauben angehört.

Nach Ende des Studiums sind wir noch einige Zeit in Rumänien umhergereist. Die Sehenswürdigkeiten von Cluj befinden sich vor allem in der Innenstadt, deren historische Gebäude aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg weitgehend erhalten geblieben sind. Die unterschiedlichen architektonischen Stile prägen das Stadtbild.

Außerdem sehenswert ist die Hauptstadt Bukarest, das Draculaschloss in der Nähe von Brasov (Bran) und es gibt es sehr viele Burgen und Kloster, Höhlen, Berge oder Wasserfälle zu besichtigen. Wer sich für Wanderungen begeistert, wird auf jeden Fall auch zu genüge auf seine Kosten kommen.

Bevor wir Rumänien verlassen konnten, mussten wir zum International Office um unsere restlichen Dokumente dort abzuholen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es uns sehr leicht gefallen ist, uns auf die neue Kultur einzulassen und einige internationale Freunde zu gewinnen.

Von der Vorstellung in Rumänien zu bleiben und später eventuell dort zu arbeiten, sind wir nicht so sehr überzeugt, da es doch ein sehr armes Land ist, obwohl es in der EU ist. Im Vergleich zu Deutschland merkt man es sehr deutlich, dass der lebensnotwenige Alltag deutlich kostengünstiger ist, was Verpflegung angeht.

Sonstige Luxusgüter, wie Markenklamotten etc. sind jedoch genau, wie überall auf der Welt gleich teuer. Beispielsweise soll ein Arzt in Rumänien nur knapp 400 € pro Monat verdienen, was für uns hier in Deutschland unvorstellbar wäre. In Anbetracht dessen, dass unsere Wohnung dort schon 500 € monatlich kostete, macht es uns diese Überlegung einfach und sehr unwahrscheinlich, später einmal dort zu leben.


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