Universidad Panamericana - Guadalajara/ Mexiko - 5. Semester
Erfahrungsbericht von Benita Klumpp
Bevor ich Deutschland verlassen habe, habe ich mein WG-Zimmer in Schmalkalden gekündigt und all meine Sachen wieder zu meinem Elternhaus gebracht, da ich keinen Untervermieter gefunden habe für den Zeitraum. Mein Handyvertrag habe ich weiterlaufen lassen, da ich diesen abgeschlossen habe, bevor ich wusste, dass ich ins Ausland gehen werde und dieser somit unkündbar war. Die Auslandsversicherung haben wir bei meiner ganz normalen Versicherung abgeschlossen, mit der ich schon seit Jahren versichert bin. Da dies aber meine Eltern gemacht haben, kann ich Ihnen das Vorgehen leider nicht genauer schildern. Um die beste Flugverbindung mit der möglichst besten Airline zu finden, habe ich mich im Reisebüro beraten lassen. Schlussendlich habe ich mich für American Airlines entschieden, da man hier nur einmal umsteigen musste und dennoch der Flug mit all dem Komfort (eigener TV, Kissen, Decke, warme Mahlzeit und Getränke ohne Ende) nicht den Preisrahmen gesprengt hatte. Des Weiteren habe ich direkt den Rückflug mit dazu gebucht, da es so billiger war. Wenn man sich mit Fluggesellschaften und vor allem Langstreckenflügen nicht so gut auskennt empfehle ich jedem, ein Reisebüro aufzusuchen. Diese haben mich in der Zeit sehr gut unterstützt und mir jede anfallende Frage beantwortet.
Da wir zu zweit angereist sind, sind wir selbständig zu unserer Unterkunft in Guadalajara gefahren und wurden nicht abgeholt. Ich habe mich dazu entschieden, nicht an dem Buddy-Programm teilzunehmen, da ich noch nie so viel davon gehalten habe. Ich bin eher ein Fan davon, selbst alles zu erkunden und bei Fragen oder wenn man Hilfe benötigt hat, mir jeder immer direkt freundlich geholfen hat. Außerdem wollte ich keine verpflichtende Freundschaft eingehen und habe auch schlechte Erfahrungen von Freunden mitbekommen, bei denen der Buddy sich erst am Ende um einen gekümmert hat. Die Entscheidung nicht an dem Buddy-Programm teilzunehmen, habe ich nie bereut. Für alle Internationals gab es eine Willkommensveranstaltung, allerdings können die Studenten aus Schmalkalden nie daran teilnehmen, da unsere Prüfungsphase so spät endet. Deshalb kann ich dazu leider nichts sagen. Es gab einen Mitstudenten an der Universität, der für alle Fragen der Internationals zur Seite gestanden hat und den wir so gut wie jeden Tag im International Office an der Universität aufsuchen konnten, das hat mir sehr gut gefallen. Allgemein war das International Office sehr gut organisiert und hat bei Fragen stets geholfen oder konnte Auskunft geben und war dabei stets freundlich. Alle im Internet zuvor angegebenen Kurse konnten von mir so belegt werden, nur bei dem Kurs Geopolitics gab es mehrere Tage Probleme, da es zuerst hieß, es würde auf Englisch unterrichtet werden, was lange unklar war ob dem nun so sein wird. Schlussendlich wurde dann auf Spanisch unterrichtet, zum Nachteil für mich, da ich kein Wort spanisch gesprochen habe zu diesem Zeitpunkt und die Kurszeiten haben sich auch dreimal geändert. Allerdings haben wir dann eine externe Abmachung mit dem Professor dieses Faches getroffen, dass wir ein Essay auf Englisch verfassen können, der dann benotet wird. In den meisten Kursen die ich besucht habe, waren sehr viele Internationals. In einem Kurs waren es sogar fast 100%. Der Schwierigkeitsgrad des Unterrichtes war in jedem Fall und in allen meiner gewählten Fächer deutlich einfacher als in Schmalkalden. Wir haben interessante Themen behandelt, allerdings war von manchen Professoren der Unterrichtsstil etwas eintönig, sodass es manchmal langweilig wurde. Generell gab es unendlich viele Gruppenarbeiten, Projekte und Hausaufgaben, sodass man sich fast täglich nach der Uni für 1-2 Stunden Zuhause hinsetzen musste. Die dabei aufgegebene Arbeit war manchmal umfangreich, dennoch nie schwer. Da alles online erfolgte, war dies sehr angenehm für uns Studenten. Unseren Stundenplan konnten wir uns mehr oder weniger selber erstellen, da wir selbst unsere Kurse wählen konnten. Danach mussten wir uns nur noch entscheiden, ob wir den täglich früheren oder späteren Kurs des jeweiligen Faches besuchen wollten. Freizeit- und Reiseangebote gab es sehr viele, vor allem für die Internationals. Von Veranstaltungen für nicht internationale Studenten kann ich nicht viel berichten, da ich davon nichts mitbekommen habe. Für die Internationals wurden Ausflüge nach Chapala, Guanajuato und diverse weitere Trips organisiert, was stets sehr lustig war und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufwies. An der Uni gab es sehr viele Essensmöglichkeiten mit einem breiten Angebot und es war stets frisch zubereitet, was mich sehr beeindruckt hat. Fast täglich habe ich eine dieser Möglichkeiten genutzt und war dabei stets zufrieden. Meist war dies typisches mexikanisches Essen oder kleine Snacks für zwischendurch. Auch eine Smoothie-Theke gab es, die mit frischen Früchten zubereitet wurden. Verhaltensregeln im Unterricht gab es neben den üblichen wie Ruhe, Respekt, Aufmerksamkeit etc. nichts Besonderes. Außer die Kleidungsordnung, welche es Mädchen verbot, kurze Kleider, Röcke oder Shorts zu tragen und Jungen verbot, unter anderem Jogginghosen, offene Schuhe oder Shorts zu tragen. Allein im Spanisch Kurs war es den Studierenden verboten, ein Handy zu benutzen oder zu essen während des Unterrichtes. Bei Fragen konnten wir uns stets an das International Office, unsere Buddys, andere Mitstudenten und Freunde oder den für die Internationals zuständigen Mitarbeiter des International Offices wenden.
Meine Erste Nacht habe ich mit einem Mitstudenten aus Schmalkalden, mit dem ich auch zusammen geflogen bin, in einem von Deutschland aus gebuchten AirBnB verbracht. Es war ca. 10 Minuten zu Fuß von der Universität entfernt und in einer Gated Community. Diese Unterkunft haben wir bewusste gewählt. Es war ein privates Haus und nicht ganz billig. Wir hatten dieses Haus für einen Monat gebucht, um dann in dieser Zeit Leute zu finden, mit denen wir zusammenziehen konnten oder uns selbst auf die Suche nach freien Zimmern in WGs zu machen. Diese Unterkunft war komplett möbliert. Unsere zweite und langfristige Unterkunft fanden wir dann durch einen mexikanischen Freund, der bei der Party- und Hausvermietungsorganisation Conexcion tätig war. Allerdings war dies kein Haus des Unternehmens, sondern ein Privathaus, welches ein junges Mädchen für den Besitzer vermietet hatte. In diesem Haus, welches sich ebenfalls in einer Gates Community befand, waren zwei Zimmer frei. Wir lebten dort mit drei Mexikanerinnen zusammen, mit denen wir leider nie so viel zu tun hatten. Das Haus an sich war groß, die Miete billig, für die Lage und inklusive Putzfrau und gemeinsamen Pool mit anderen Häusern. Die Lage war allerdings etwas außerhalb, was nicht schlimm war, da dafür die Gegend sehr sicher war. Das Zimmer war auch hier vollmöbiliert, nur das Bett war nicht sehr bequem und ich habe mir privat einen Spiegel und zwei kleine Regale dazugekauft, da ich mehr Stauraum wollte. Wir haben vor dem Einzug einen Mietvertrag unterschrieben und mussten Kaution bezahlen. Diese haben wir bis heute nicht vollständig zurückbekommen, da es Probleme mit dem Online Geld Transfer durch die unterschiedlichen Währungen gibt. Beide Unterkünfte waren ca. 25-40 Minuten Fahrtzeit vom Flughafen entfernt. Die Fahrzeit schwankte, wie in jeder anderen Großstadt auch, vor allem zu den Rush Hours sehr stark. Unser Fortbewegungsmittel war stets die Uber App, welche schnell, einfach, sicher und um einiges billiger ist als ein Taxi. Wenn man sich die Uber teilte, wurde es sogar noch billiger. Für eine Fahrt zum Flughafen alleine habe ich ca. 8-15€ bezahlt. Abhängig vom Verkehr, Tageszeit und Nachfrage. Die erste Unterkunft war zu Fuß von der Universität erreichbar. Von der anderen Unterkunft musste man eine Autofahrt von ca. 15-25 Minuten in Kauf nehmen, was mich persönlich aber nie gestört hatte, sondern meistens meine Hausaufgabenzeit oder Frühstückszeit war. Die erste Unterkunft haben wir gewählt, da sie in Universitätsnähe war und wir uns zuvor nicht auskannten. Da diese aber zu teuer war und wir von Beginn an wussten, dass wir dort nur einen Monat wohnen werden, haben wir uns dann bewusst für die weiter außen gelegene Unterkunft entschieden, da diese Gegend sehr ruhig und sicher war und das Preis-Leistungs-Verhältnis bei diesem Haus, im Gegensatz zu all den anderen Häusern die wir besichtigt haben, am besten war. Uns war wichtig, in einer Gated Community zu leben, aufgrund der höheren Sicherheit und der Option eines Pools.
In Mexico gab es für fast alle Sehenswürdigkeiten und andere Dinge Studentenrabatte, sowie Bustransfer, was unserem Reisebudget sehr in die Hände gespielt hat. Zu meinen monatlichen Ausgaben lässt sich sagen, dass obwohl Mexico billiger ist als Deutschland, ich deutlich mehr ausgegeben habe als in Deutschland für einen Monat. Das mag zum einen an dem Party-Lifestyle liegen den wir dort drüben gelebt haben, aber auch an den vielen Reisen und dem Gedanken, dass man hier nur einmal ist. Für Miete habe ich im Monat 225€ bezahlt mit allen Nebenkosten. Für Essen ca. 300-400€, da wir oft essen waren oder Essen über Uber eats bestellt haben. Uberkosten beliefen sich monatlich ebenfalls auf 100-150€. Shoppen nicht zu vergessen, was ca. 100€ monatlich waren und ab und an ein Kurztrip in die USA oder Baja California mit Flügen. In Schnitt habe ich ca. 1000€ jeden Monat ausgegeben, wobei man dazu sagen muss, das gerade der erste Monat sehr teuer war, aufgrund des Einzuges in die Unterkunft für die ich noch einiges selbst gekauft habe, da ich mich wohlfühlen wollte und es so eingerichtet haben wollte, wie ich das möchte. Wenn man nach dem Motto lebt: „Hier bin ich nur einmal“, kann man mit ca. 1000€ monatlich rechnen, natürlich schafft man es auch mit deutlich weniger wenn man sich am Riemen reist. Das fünfwöchige Reisen in der Zeit nach den Examen war natürlich etwas teuer aufgrund täglicher Hotelbesuche. Probleme, mit denen man konfrontiert wird, sind zum einen Sprachschwierigkeiten, vor allem wenn man wie ich zuvor kein Wort spanisch gesprochen hat, da die Mehrheit dort nicht wirklich Englisch sprechen kann. Außerdem fällt man mit blonden Haaren besonders auf, was teilweise nervig sein kann und gerade in touristischen Gebieten dazu führen kann, das man schnell mal höhere Preise aufgebrummt bekommt als Einheimische. Des Weiteren sollte man im Hinterkopf haben, dass es dort eine deutlich höhere Kriminalitätsrate als in Deutschland gibt und man nicht einfach mal so nachts zu Fuß von einer Party heimlaufen kann. Waffen sieht man da unter Umständen öfter als in Deutschland und auch die Polizei ist nicht dein Freund und Helfer sondern käuflich und teilweise sogar gefährlich. Im Großen und Ganzen passiert dort aber niemandem etwas wenn man nachts einfach ein Uber bestellt und nicht alleine unterwegs ist. Einfach kopflose Aktionen unterlassen und die Augen offen halten, dann ist man sicher und muss nicht wie wir am Anfang paranoid tagsüber durch die Gegend rennen. Im TV wird alles viel schlimmer dargestellt als es in Wahrheit ist. Dennoch ist Mexico natürlich nicht Deutschland. Außerdem solltet ihr gerade bei Streetfood am Anfang vorsichtig sein, bis sich euer Magen an das mexikanische und vor allem scharfe Essen gewöhnt hat. Tipps für Studierende die in Zukunft auch nach Mexico reisen werden sind: Nachts nicht alleine unterwegs sein, nicht zu ängstlich sein, von Polizei fernhalten, spanisch lernen und so viel es geht sprechen, neues ausprobieren und viel reisen, die Kultur entdecken, Uber App nutzen (spart sehr viel Geld), nie in Taxis einsteigen, von Drogen fernhalten, mexikanische Freunde finden und noch vieles mehr. Da es eigentlich keine Züge dort gibt, bleiben einem nur zwei Möglichkeiten: Auf den Bus zu warten der kommt wann er Lust hat aber total billig ist, nachts aber nicht ganz ungefährlich. Oder auf die gute alte Uber App zurückgreifen, die dann ein Privat Taxi schickt, das sicher ist und billiger als ein normales Taxi. Mit Uber kommt man super schnell von A nach B und ist dabei auch nachts um 4 alleine sicher. Allerdings sollte man immer extra Zeit miteinplanen, da der Verkehr gerade tagsüber die meiste Zeit die Hölle ist und man so gut wie immer für einige Minuten im Stau feststeckt. Orte die man unbedingt in Mexico gesehen haben muss sind: Baja California Sur, Cancun ,Playa del Carmen, Tulum, Guanajuato, San Miguel, Boca de Inguanas (Festival), Puerto Vallarta, Sayulita, Oxcaca, Chiapas, Mexico City, Puebla, Merida, Chichen Itza, Valladolid, Isla Mujeres, Isla Holbox und noch vieles mehr.
Die Rückzahlung der Kaution sollte eigentlich über Pay Pal oder Western Union erfolgen, da gibt es nun aber leider Probleme. Am besten ist es, die Kaution in bar bei der Schlüsselübergabe zurückzubekommen, wenn möglich. Für meine Rückreise musste ich außer mein ESTA Visum keine extra Dokumente bei mir tragen. Lediglich Übergepäck habe ich dazu gebucht, um alles Gekaufte auch mit nach Deutschland nehmen zu können. Nach den Final Exams an der Universität sind wir dann noch 5 Wochen reisen gewesen und sind dann Anfang Januar zurückgekehrt. Hätte ich keine Klausuren nachholen müssen Anfang Februar wäre ich auch noch länger geblieben, allerdings geht das Reisen danach auch ganz schön ins Geld. Unsere Route war von Guadalajara über Mexico City, Miami, Bahama Inselhopping, Cancun, Isla Holbox, Merida, Valladolid, Playa del Carmen und Tulum. Zu empfehlen ist auf jeden Fall so viel wie möglich von Mexico zu sehen, vor allem von Yuacatan. Traumhafteste Orte habe ich bereits oben aufgelistet. Auch sind traumhafte Inseln wie die Bahamas oder die USA nicht weit entfernt, sodass man sich auf jeden Fall überlegen sollte noch ein paar Tage in Miami, Las Vegas oder Los Angeles oder San Francisco zu verbringen und gegebenenfalls noch den Grand Canyon zu besuchen. In Bezug auf den Schwierigkeitsgrad der Gastuniversität lässt sich sagen, dass man unter dem Semester einiges zu tun hat und dies fast täglich, die Examen und vor allem der tägliche Unterricht aber um einiges einfacher waren als hier in Schmalkalden. Allerdings ist man mehr eingespannt, da man auch Anwesenheitspflichten hat. Am Anfang hatten wir einen kleinen Kulturschock, da gerade der allgemeine Lebensstandard deutlich unter dem Europäischen liegt und auch die Esshygiene gewöhnungsbedürftig ist. Allerdings verflog dieser Kulturschock bereits nach einigen Tagen und schon nach wenigen Wochen habe ich mich sehr wohl gefühlt, da wir auch direkt einen großen Freundeskreis aus vielen verschiedenen Nationalitäten hatten, mit denen es immer lustig war. Wenn man bereit ist, sich von seinen alten Gewohnheiten zu lösen und auch mal was Neues auszuprobieren und neuen Dingen zu vertrauen, kann man einiges von den Mexikanern lernen, vor allem in Sachen Gelassenheit und Freundlichkeit. Da Mexikaner sehr offen und liebenswürdig sind, hat man fast täglich eine handvoll neuer Menschen kennengelernt und vor allem am Anfang super schnell Freundschaften geknüpft. Nach und nach haben sich dann einzelne Gruppen entwickelt mit denen man dann seine Wochenenden und jede freie Minute verbracht hat. Teilweise ist man wie eine kleine Familie zusammengewachsen und man hat sogar Weinachten zusammen verbracht. Der Zusammenhalt war immer sehr stark aufgrund vieler gemeinsamer Stunden, Partys und Reisen und teilweise Wohngemeinschaften. Für einige Jahre in Mexico zu leben, könnte ich mir jeder Zeit vorstellen, allerdings dort langfristig zu arbeiten eher weniger, da die Jobs dort um einiges schlechter bezahlt sind als in Deutschland und auch die Arbeitsmoral dort eine ganz andere ist als hier. Außerdem sind einem in Deutschland karrieretechnisch einfach mit unter die besten Möglichkeiten gegeben.
Abschließend lässt sich sagen, dass dieser Auslandsaufenthalt alles in allem mit unter die beste Zeit meines Lebens war und mir vor allem außerhalb der Universität so viel fürs Leben gelehrt hat. Man muss bereit sein loszulassen und sich in neue Abendteuer zu stürzen. Auch gehört Mut dazu und gute Englischkenntnisse. Wenn das alles vorhanden ist und man generell ein offener Mensch ist, der nicht zu leichtsinnig ist, steht diesem Abendteuer nichts mehr im Wege. Meine Entscheidung nach Mexico zu gehen habe ich nie bereut. Im Gegenteil, meine Erwartungen hat es mehr als übertroffen. Die Zeit dort ist so schnell verflogen und ich würde es jederzeit wieder machen und jedem empfehlen diese Chance zu nutzen wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Viva Mexico!
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