Chria Verbalis über Antisthenes
„Tugend und Adel sind nicht nach Personen getrennt.“
Diogenes Laertius über Antisthenes
Lob des Urhebers
Antisthenes (445 v. Chr. - 365 v. Chr.), ein bedeutender griechischer Philosoph und Gelehrter, war ein Hauptvertreter des Kynismus, dessen Ziele es waren, nach Natürlichkeit und Bedürfnislosigkeit zu streben und sich kritisch mit gesellschaftlichen Konventionen auseinander zu setzen.
Außerdem gelten seine Definitionen als Vorläufer der antiken Logik, die später von Aristoteles (384 v. Chr. - 322 v. Chr.) verfasst wurde.
Umschreibung
„Adel und Tugend sind nicht nach Personen getrennt. “ Mit diesen Worten vertritt Antisthenes die Auffassung, dass kein Mensch von Adel sein kann, wenn er nicht auch tugendhaft ist. Wahrer Adel ist nach Antisthenes Tugendadel.
Beweis
Antisthenes Aussage ist bis heute zutreffend. Ein Mensch von Adel ist edel, und edel kann ein Mensch nur sein, wenn er tugendhaft ist. Die Wörter „Adel“ und „edel“ werden beide aus dem lateinischen „nobiles“ übersetzt und stehen für ein nobles, tugendhaftes Verhalten und die besten menschlichen Eigenschaften.
Widerspiel
Wären Adel und Tugend nach Personen getrennt, würden Adel und Reichtum jegliches Gute im Menschen ausschließen. Das Streben nach Erfolg und Macht, wäre ein Weg weg von der Tugend. Doch sind weder alle mächtigen Menschen egoistisch und grausam, noch alle einfachen Menschen gut und friedvoll. Ein Jeder hat die Chance tugendhaft zu sein und Engagement sowie ein gutes Wesen zu vereinen. Daher sind Adel und Tugend nicht nach Personen getrennt.
Gleichnis
Jemand der formal dem Adel angehört, aber ohne Tugend ist, gleicht einem vergoldeten Blechring. Er scheint nach außen mehr, als er im Inneren ist. Erst das tugendhafte Wesen eines Menschen adelt ihn. Das Äußere ist dafür belanglos.
Beispiel
Siddhartha Gautama (563 v. Chr. - 483 v. Chr.), der Sohn eines Herrschers, verließ seinen Palast, um die Tugend von den Menschen zu lernen. Er ging auf Reisen, da er zu dem Schluss gekommen war, dass Reichtum und Adel nicht ausreichend sind, um ein erfülltes Leben zu führen. Er sah die Vollendung eines Menschen in seiner Tugendhaftigkeit. Als Religionsstifter des Buddhismus steht er für die Reinheit und Vollkommenheit des Geistes und deren Erreichung aus eigener Kraft.
Zeugnis
Martin Luther (1483 - 1546) sagte einst: „Es ist keine Tugend edel geboren zu werden, sondern sich edel zu machen.“. Wie Antisthenes war auch er der Meinung, dass der Mensch sich allein durch sein tugendhaftes Verhalten adelt.
Beschluss
Für unsere Zeit und unsere Gesellschaft haben Antisthenes Worte noch immer, wenn nicht im besonderen Maße, eine wichtige Bedeutung. Jeder Mensch kann gut sein, man darf nicht vom Äußeren auf das Innere schließen und sollte jedem die Chance geben sich zu einem tugendhaften Menschen zu entwickeln.